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Helmut Lethen stößt auf eine Gestalt, die ihn in den Bann zieht: den Großinquisitor, der in der gleichnamigen Legende Dostojewskis den auf die Erde zurückgekehrten Jesus wie die Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen will. Diese Verkörperung des Bösen wird zum Ausgangspunkt und Begleiter, wenn Lethen den Bogen schlägt von den Schwarzen Messen des Fin de Siècle über den Kult des Bösen in den historischen Avantgarden und die französischen «Salonnihilisten» bis in unsere Gegenwart. Denn siehe da: Der Großinquisitor geistert durch die Schriften der politischen Philosophie des 20.…mehr

Produktbeschreibung
Helmut Lethen stößt auf eine Gestalt, die ihn in den Bann zieht: den Großinquisitor, der in der gleichnamigen Legende Dostojewskis den auf die Erde zurückgekehrten Jesus wie die Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen will. Diese Verkörperung des Bösen wird zum Ausgangspunkt und Begleiter, wenn Lethen den Bogen schlägt von den Schwarzen Messen des Fin de Siècle über den Kult des Bösen in den historischen Avantgarden und die französischen «Salonnihilisten» bis in unsere Gegenwart. Denn siehe da: Der Großinquisitor geistert durch die Schriften der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts, als Denkfigur der Realpolitik bei Max Weber, als regelrechtes Idol bei Carl Schmitt und bei Helmuth Plessner. Noch in Arthur Koestlers Renegaten-Roman «Sonnenfinsternis» tritt eine Art Inquisition auf und mit ihr das Grauen der Verfolgung politischer Gegner in der Sowjetunion. Wo immer der Großinquisitor auftaucht, wird in Lethens bestechenden Lektüren nicht nur das kalte, moralbefreite Denken erfahrbar, sondern auch die dahinterstehenden historischen Verwerfungen und Brüche.

Ein meisterhafter Essay über Macht und Moral - und ein aufregender Ritt durch die Literatur, Philosophie und Geschichte des 20. Jahrhunderts.

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Autorenporträt
Helmut Lethen, geboren 1939, lehrte von 1977 bis 1996 an der Universität Utrecht, anschließend übernahm er den Lehrstuhl für Neueste Deutsche Literatur in Rostock. Von 2007 bis 2016 leitete er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Sein Buch 'Verhaltenslehren der Kälte' (1994) gilt als Standardwerk, 'Der Schatten des Fotografen' (2014) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Zuletzt erschienen die vielbeachtete Autobiographie 'Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug' (2020) und 'Der Sommer des Großinquisitors. Über die Faszination des Bösen' (2022).
Rezensionen
Rezensent Johan Schloemann läuft es beim Lesen von Hemut Lethens Essay kalt den Rücken runter. Auch wenn der Kulturwissenschaftler nichts explizit macht, weiß Schloemann, dass es hier um Russland und die Neue Rechte in Deutschland geht, der Lethens Frau angehört. In den "Brüdern Karamasow" erzählt Dostojewski die Legende von einem Großinquisitor, der sogar Jesus auf den Scheiterhaufen gebracht hätte, weil dieser "schwächliche Rebell" die Ordnung gestört hätte, die die Kirche auf "Wunder, Geheimnis und Autorität" gegründet habe. Lethen liest die Legende als Blaupause zur Rechtfertigung der Skrupellosigkeit, derzufolge nur die Negation der Moral zum Erfolg führt und die nur zu bereitwillig von etlichen Intellektuellen in Russland und Deutschland aufgegriffen wurde. Schloemann versteht und schaudert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Helmut Lethen konnte nicht ahnen, wie aktuell sein neues Buch scheinen würde, das in der Corona-Pandemie entstand und sich mit einer Episode aus Dostojewskis "Die Brüder Karamasow" beschäftigt, leitet der Politikwissenschaftler Claus Leggewie seine Rezension ein. Das ist auch als Entschuldigung zu lesen, denn für den Rezensenten hat die Wirklichkeit des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Thesen des Kulturwissenschaftlers überholt. Trotzdem liest Leggewie interessiert, wie Lethen das von Dostojewski fantasierte Treffen des Teufels mit Jesus als Pole der Herrschaftsstruktur bis ins 20. Jahrhundert beschreibt und welche klugen Köpfe sich sonst noch mit dem Motiv des Großinquisitors in dem Roman auseinandergesetzt haben. Leider hat Lethen unerwähnt gelassen, schreibt Leggewie, dass Dostojewski als Publizist eine zerstörerische Politik Russlands und dessen Aversion gegen den Westen unterstützte - was angesichts von Wladimir Putins Propaganda erschrecken lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Helmut Lethens Buch geht der Faszination des Bösen nach und spannt auf brillante Weise einen Bogen zwischen dem Werk Dostojewskis und der Gegenwart. Neue Zürcher Zeitung 20230116