Das Porträt eines außergewöhnlichen Schriftstellers - und zugleich das Psychogramm einer Epoche
«Ich bin kein Menschenfeind. Aber wenn Sie mich besuchen wollen, bitte kommen Sie pünktlich und bleiben Sie nicht zu lange.» Zeit seines Lebens hat Gottfried Benn sich als unnahbar dargestellt. Nicht zuletzt daher rührt seine Anziehungskraft: Er war der große Einsame.
Was trieb diesen Mann um, der 1912 zum Sensationsautor des Expressionismus wurde, in Berlin eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten führte, sich 1933 vorübergehend zum Staat Hitlers bekannte und dessen Ton die deutsche Nachkriegsliteratur geprägt hat? So schmal sein Werk ist, so vielfältig sind die Bezüge, in denen es steht. Helmut Lethen macht sie sichtbar. Er schildert Benns Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, Literatur und Politik seiner Epoche, mit Zeitgenossen wie Carl Schmitt, Ernst Jünger und Carl Einstein. Dabei lässt er eine Welt lebendig werden, die ebenso faszinierend wie befremdlich wirkt - und liefert einen Schlüssel für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts.
«Ich bin kein Menschenfeind. Aber wenn Sie mich besuchen wollen, bitte kommen Sie pünktlich und bleiben Sie nicht zu lange.» Zeit seines Lebens hat Gottfried Benn sich als unnahbar dargestellt. Nicht zuletzt daher rührt seine Anziehungskraft: Er war der große Einsame.
Was trieb diesen Mann um, der 1912 zum Sensationsautor des Expressionismus wurde, in Berlin eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten führte, sich 1933 vorübergehend zum Staat Hitlers bekannte und dessen Ton die deutsche Nachkriegsliteratur geprägt hat? So schmal sein Werk ist, so vielfältig sind die Bezüge, in denen es steht. Helmut Lethen macht sie sichtbar. Er schildert Benns Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, Literatur und Politik seiner Epoche, mit Zeitgenossen wie Carl Schmitt, Ernst Jünger und Carl Einstein. Dabei lässt er eine Welt lebendig werden, die ebenso faszinierend wie befremdlich wirkt - und liefert einen Schlüssel für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Einnehmend und faszinierend findet Rezensent Christian Geyer dieses Buch über Gottfried Benn und seine Zeit, dass sich für ihn fast wie die erweiterte Fassung von Helmut Lethens "Klassiker von 1994" über die "Verhaltenslehren der Kälte" gelesen hat. Zwar ist die Studie seiner Ansicht nach etwas pädagogisch. Trotzdem eröffnet sie dem Rezensenten erhellende wie ernüchternde Perspektiven auf den umstrittenen Dichter, auf sein Werk und dessen "unheimliche Nachbarschaften". Dabei entzaubere Lethen auch Benns Habitusideal des "monsieur vivisecteur" als komische Oper, seine existenzielle Beziehung zu "Urin, Kot, Essig im Schlund und verwesenden Leichen" als albern und vermittele doch große Bewunderung für diesen epochalen Autor. Beeindruckt ist der Rezensent auch von Lethens Verfahren, bei der Diskussion um "Benns Verbrechen" dessen eigene handlungstheoretische Methode anzuwenden. Am gestalterisch gelungensten, ja aufregendsten findet Geyer schließlich die Passagen, in denen er Benn neben Carl Schmitt und Ernst Jünger auftauchen sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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