Seine Liebe zu Büchern entdeckte Alan Bennett früh. Im Gefolge von Dr. Doolittle begann er in der Armley Public Library in Leeds diesem Hobby ausgiebig zu frönen, obwohl seine Mutter Bücher aus der Bibliothek als unhygienisch empfand. Bis heute liest Bennett gerne ausgeliehene Bücher und erfreut sich an hineingekritzelten Kommentaren. Seine eigenen Lektüreeindrücke, akkurat vermerkt in seinen detaillierten Tagebüchern, zeugen von seiner wilden Phantasie (inklusive Spekulationen über pikante Szenen im Leben anderer Schriftsteller), überbordendem Humor (nichts ist ihm heilig) und Argwohn gegen jede Bildungshuberei (manches Sachbuch hält da nicht stand). Während er beispielsweise Puschkin bräsig, Achmatowa banal und Isaiah Berlin langatmig findet oder Saul Bellow »Designerprosa« vorwirft, ist er verzückt von W. G. Sebald, Philip Roth, Ludwig Wittgenstein oder auch hierzulande kaum bekannten Autoren wie Denton Welch und Philip Larkin. Sein unerreichter Held aber ist Franz Kafka, und nichts ist ihm lieber, als sich diesen in Shorts am Gartenzaun in Letchworth vorzustellen, in Begleitung junger Damen, die ihm die Socken hochziehen.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Gegen das plärrend Grelle in der gegenwärtigen Comedy-Szene empfiehlt Rezensent Stefan Michalzik Alan Bennetts Texte aus den Jahren 1997-2005. Bennetts Stand-up-Stil findet er vergnüglich soigniert und voll "herrlicher Sentenzen", selbst, wenn das Thema ihn mal nicht umhaut. Wie der Autor Autobiografisches mit unkonventionellem literarischem Räsonnenment verknüpft, scheint dem Rezensenten ziemlich einzigartig, auch wenn manch süffisante Beobachtung oder Assoziationskette ihn an den Wiener Peter Altenberg erinnert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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