Der unbequeme Klassiker der russischen Literatur
Besten Willens, beim Bau der Republik mitzuarbeiten, brechen Platonows Helden in die Weiten der neuen sowjetischen Erde auf, um nach dem Rechten zu sehen und die menschlichen Fundamente zu überprüfen. Die Fragen, die sie stellen, stoßen auf Unverständnis. Makar, ein kleiner Bauer, gerät darüber in Verzweiflung und landet am Ende im Irrenhaus, wo man den Kranken aus Lenins Schriften vorliest. Anders der für das Transportwesen zuständige Weretennikow. Er spricht den Staat mit »Sie« an und rät jedem, der leidet, er solle gefälligst warten und so lange leben, bis der Staat ihn bemerkt und sich um ihn kümmert.
Während sich in diesem »Staatsbewohner« der Prototyp des zynischen Untertanen und Mitläufers ausbildet, tritt in der meisterhaften Reisenovelle »Zu Gute« ein enthusiastisch Suchender auf, der die Mängel, die er entdeckt, nicht verschweigen kann. Die Veröffentlichung dieses Textes, der Stalins Zorn erregte, war der Anfang vom Ende der schriftstellerischen Karriere Platonows. Bis zu seinem Tod 1951 konnte er nichts mehr von vergleichbarem Rang veröffentlichen.
Besten Willens, beim Bau der Republik mitzuarbeiten, brechen Platonows Helden in die Weiten der neuen sowjetischen Erde auf, um nach dem Rechten zu sehen und die menschlichen Fundamente zu überprüfen. Die Fragen, die sie stellen, stoßen auf Unverständnis. Makar, ein kleiner Bauer, gerät darüber in Verzweiflung und landet am Ende im Irrenhaus, wo man den Kranken aus Lenins Schriften vorliest. Anders der für das Transportwesen zuständige Weretennikow. Er spricht den Staat mit »Sie« an und rät jedem, der leidet, er solle gefälligst warten und so lange leben, bis der Staat ihn bemerkt und sich um ihn kümmert.
Während sich in diesem »Staatsbewohner« der Prototyp des zynischen Untertanen und Mitläufers ausbildet, tritt in der meisterhaften Reisenovelle »Zu Gute« ein enthusiastisch Suchender auf, der die Mängel, die er entdeckt, nicht verschweigen kann. Die Veröffentlichung dieses Textes, der Stalins Zorn erregte, war der Anfang vom Ende der schriftstellerischen Karriere Platonows. Bis zu seinem Tod 1951 konnte er nichts mehr von vergleichbarem Rang veröffentlichen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Lesenswert findet ein nicht komplett enthusiastischer Rezensent Cornelius Wüllenkemper diesen Band, der Erzählungen Andrej Platonows sowie kontextualisierendes Material versammelt. Wüllenkemper geht vor allem auf die von Stalin höchstpersönlich kritisierte Erzählung "Zu Gute" aus dem Jahr 1931 ein, eine Geschichte über einen Mann, der aus dem kapitalistischen System kommt und nun den neuen Sowjet-Sozialismus zu verstehen versucht. Als satirische Darstellung etwa der Zustände in einer Kolchose, in der die Bauern mit der ihnen aufgedrückten Ideologie wenig anfangen können, ist der Text stark, meint Wüllenkemper, erzählerisch hat er jedoch Schwächen. Wie auch Gabriele Leupolds Übersetzung nur teilweise gelungen ist - freilich ist Platonows Text auch im Russischen nicht immer leicht verständlich, merkt Wüllenkemper an. Unterwürfige Briefe Platonows an Stalin sind dieser Ausgabe ebenso beigefügt wie Kommentare und ein Nachwort der Übersetzerin, lesen wir. Trotz der einen oder anderen skeptischen Anmerkung ist der Rezensent insgesamt überzeugt und weist darauf hin, wie gut gealtert Platonows Beschreibung eines Staates, in dem Menschen ihre Meinung nicht öffentlich vertreten können, leider sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Platonows satirische Szenen sind plastisch, beißend und dialogstark. Und das wirkt ungemindert auch fast 100 Jahre nach ihrem Erscheinen.« Cornelius Wüllenkemper Deutschlandfunk 20251222







