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Viele große Schriftsteller schlägt während ihres gesamten Schreibens ein Sujet in Bann, das sie in immer neuen Ansätzen erkunden. Jorge Semprun haben die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts sein Thema eingeprägt: in einer "unendlichen Schrift" von seinem Leben und Überleben im Konzentrationslager Buchenwald Zeugnis abzulegen. In diesem Buch erinnert er sich, ausgehend von Begegnungen Ende der neunziger Jahre, an ein Ereignis im Winter 1944 in Buchenwald, in dem er "Glück" hatte. Das "Glück" bestand darin, dass die kommunistische Organisation des Lagers eine Person…mehr

Produktbeschreibung
Viele große Schriftsteller schlägt während ihres gesamten Schreibens ein Sujet in Bann, das sie in immer neuen Ansätzen erkunden. Jorge Semprun haben die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts sein Thema eingeprägt: in einer "unendlichen Schrift" von seinem Leben und Überleben im Konzentrationslager Buchenwald Zeugnis abzulegen. In diesem Buch erinnert er sich, ausgehend von Begegnungen Ende der neunziger Jahre, an ein Ereignis im Winter 1944 in Buchenwald, in dem er "Glück" hatte.
Das "Glück" bestand darin, dass die kommunistische Organisation des Lagers eine Person ausfindig machte, deren Identität Jorge Semprun annehmen konnte. Sie gehörte zur Gruppe der "Muselmanen" - dem Personenkreis, der in der internen Hierarchie die unterste Schicht bildete, jener, die sich aufgegeben hatten - und musste, um den Namenswechsel zu ermöglichen, im Sterben liegen. Diese Vertauschung erwies sich als notwendig, weil aus Berlin eine Anfrage nach dem Verbleib Jorge Semprun s eingetroffen war. Solche Anfragen zogen in der Regel die sofortige Exekution des Betreffenden nach sich. Von den Ereignissen zweier Tage erzählt Jorge Semprun: Von einer Nacht an der Seite des sterbenden "Muselmanen", von seinen vorherigen Begegnungen im Lager mit dem Todgeweihten, von seinen Begegnungen Jahrzehnte später mit anderen Überlebenden spricht dieses lakonische Buch, das durch die Engführung von Fiktion und Realität die Situation in Buchenwald deutlichst vor Augen führt.
Autorenporträt
Jorge Semprún wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Mit 14 Jahren musste er bei Beginn des spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Paris fliehen. Dort besuchte er das Lycée Henri IV und studiert Philosophie an der Sorbonne. 1941 trat er unter dem Pseudonym 'Gérard' der kommunistischen Résistance-Bewegung 'Francs-Tireurs et Partisans' bei. Die deutsche Gestapo verhaftete ihn 1943, und Semprun wurde in das KZ Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung 1945 kehrte er nach Paris zurück. Ab 1953 koordinierte er als Mitglied des ZK der spanischen Exil-KP im Geheimen den Widerstand gegen das Franco-Regime in Paris. Unter dem Pseudonym Federico Sánchez arbeitete er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im franquistischen Spanien. 1964 wurde er wegen Abweichung von der Parteilinie aus der KP ausgeschlossen. Seitdem widmete sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. In den sechziger Jahren wurde er erstmals als Drehbuchautor bekannt; mit berühmten Filmen wie beispielsweise La guerre est finie (Der Krieg ist aus) von 1966, Z von 1968 und L'aveu (Das Geständnis) von 1970. Nach seiner Amtszeit als spanischer Kultusminister von 1988 - 1991 lebte Jorge Semprún bis zu seinem Tod (2011) in Paris.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dass der achtzigjährige Jorge Semprún wieder das tut, was er schon seit sechzig Jahren tut, nämlich zu überlegen, "wie man etwas sagen kann, wofür es keine Worte gibt", nimmt die Rezensentin Verena Auffermann zum Anlass, diese sechzig Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen. "Semprún ist kein Belletrist", erklärt Auffermann, und sein Schreiben nicht Dichtung, sondern Wahrheit - so dass Autobiograf und Teilnehmer der Ereignisse identisch sind. Etwas verworren erklärt die Rezensentin, die Hauptfigur Francois L. füge sich ein in die Reihe der Protagonisten seiner vorangegangenen Bücher, alle "Traumgespinste eines Toten von einst", gewissermaßen Semprúns "Doppelgänger". Als Ausdrucksmittel, so Auffermann, dienen Semprún unter anderem die Bücher, die er gelesen hat. Auch habe sechzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen im KZ Buchenwald die Analyse allmählich die unmittelbare "Anschauung" abgelöst. Francois L. stirbt und wird so für Semprún zum Inbegriff des "wahren Zeugen": Es ist derjenige, 'der nicht überlebt hat, der bis ans Ende der Erfahrungen gegangen ist und weder von den Historikern noch von den Soziologen zum Sprechen gebracht werden kann', zitiert Auffermann den Autor. Dieses Buch, so die Rezensentin, ist ein weiteres Manifest gegen den "heuchlerischen Begriff" der Verarbeitung.

© Perlentaucher Medien GmbH
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