Wer von den Jüngeren kennt den 1887 in Ostpreußen geborenen, 1950 am Zürichsee gestorbenen Ernst Wiechert, der in den dreißiger Jahren und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu den erfolg- und einflußreichsten deutschen Schriftstellern und während der Nazizeit zur sogenannten inneren Emigration gehörte?
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Andreas Dorschel kann sich nicht erwärmen für Ernst Wiecherts erstmals 1946 veröffentlichtes Buch über seine achtwöchige Internierung im Konzentrationslager Buchenwald 1938, das nun in einer neuen Ausgabe vorliegt. Ein dokumentarischer Text, wie der Untertitel "Ein Bericht" nahelegt, ist das Werk seines Erachtens eher weniger, was er vor allem auf Wiecherts Hang zu Stilisierung zurückführt. Er hält dem Autor vor, sich die Nazi-Herrschaft "in religiösen Bildern" zurechtzulegen, "statt sie in politischen Begriffen zu denken". Wiecherts alter ego Johannes mutet ihn wie ein "frommer Schöngeist" und "entäuschter Nationalist" an, der nicht glauben mag, dass es ausgerechnet seine eigenen Landsleute, die Deutschen, sind, die so verwerflich handeln. Besonders hebt er Wiecherts Erklärung hervor, etwas zutiefst Undeutsches müsse sie befallen haben. So konstatiere der Autor etwa "asiatische Methoden" bei der Gestapo. Für Dorschel bleibt nur das Fazit: Wiecherts "Totenwald" ist das "dumme Buch eines guten Menschen".
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