Émile Zolas große Familiensaga der Rougon-Macquart war intendiert als Panorama der gerade vergangenen Epoche. Improgrammatischen Vorwort wirdexzessives Begehren als Erbübel der Familie wie der Epoche angeklagt. Untersucht man jedoch die implizit normative Ökonomik seines Kaufhausromans Paradies der Damen und seines Börsenromans Das Geld, so zeigt sich, dass Zola keineswegs die spekulative und destruktiv-innovative Dynamik moderner Kreditwirtschaft grundsätzlich kritisiert. Vielmehr entfaltet er erzählerisch eine kapitalismusaffine Begehrens-Anthropologie. Im Anschluss an die Analyse seiner gleichsam sozialdemokratisch gebändigten Unternehmerfigur im Kaufhausroman und seiner Erzählung von der Exzess-Ökonomie des Börsenspekulanten adressiert dieser Aufsatz in einem letzten Schritt das Verhältnis von realitätsgedecktem (wissensbasierten) und spekulativ-phantastischen Schreiben in der Theorie wie Schreibpraxis des bedeutendsten naturalistischen Autors. Entgegen allzu einfacher Vorstellungen einer wahrheitsfixierten Poetik des Naturalismus offenbart sich Zolas Bio-Ökonomie weniger als eine Kritik an Exzess und Spekulation denn als deren Naturalisierung. (BERND BLASCHKE in Literarische Ökonomik, brill.com)
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