Über die moderne Welt sind viele diagnostische Mythen im Umlauf: Sie sei homogenisiert, individualisiert, und die isolierten Individuen gäben sich hemmungslos dem Konsum hin. Der englische Anthropologe Daniel Miller hat diese Mythen hinterfragt - genauer: Er hat die Bewohner einer Londoner Straße befragt. Und da die Menschen nun einmal nicht gerne über ihr Leben Auskunft geben, hat er mit ihnen über die Dinge in ihren Wohnungen gesprochen: über Simons 15000 Schallplatten, die für ihn alle emotionalen Schattierungen zum Ausdruck bringen; über den Laptop, auf dem Malcolm Unmengen von Briefen und Fotos speichert, um die Erinnerungskultur seiner Aborigines-Vorfahren aufrechtzuerhalten; über die billigen Spielfiguren aus dem Fast-food-Restaurant, mit denen Marina ihren Kindern ihre Liebe zeigt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wahrlich tröstend ist diese Buch für Peter Geimer durch die sich einstellende Ahnung davon, dass niemand uninteressant ist. Es gilt bloß, genauer hinzuschauen. In seinen besten Momenten gelingt das dem Autor auch, erklärt uns Geimer, der den enthnologischen Blick auf Alltagsphänomene auf engstem Raum (hier einer Londoner Straße) für unterhaltsam und lehrreich hält. Staubwischen, eine Bierglassammlung, ein Hund, auch wenn es sich dabei nicht immer um Dinge handelt, wie Geimer kritisiert, soziologisch ist das fruchtbar, wenn auch nicht neu. Schade findet er, dass die "Dinge" bei Daniel Miller ihrer unheimlichen, widerspenstigen Seite beraubt werden. Roland Barthes etwa habe diese gesehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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