Ein weiterer Band von Botho Strauß' unzeitgemäßen Betrachtungen: über den Rückgang der Empfindungsfähigkeit und die Zunahme der Abstumpfung meditiert einer, der davon überzeugt ist, dass wir das Erinnern neu erfinden müssen. Wer nur nach vorn schaut, wird die Verluste und Opfer, das, was uns abhanden kommt, weder sehen noch verstehen; aber auch dem bloß starr zurück Schauenden wird die gegenwärtige Not nicht verständlich.
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"Präzise und leichthändig bringt er das Aroma unserer Zeit auf den Punkt." Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.04 "Das ist glänzende Kulturkritik... Botho Strauß muss wieder als Seismograf des intellektuellen Zeitgeistes gelten." Iris Radisch, Die Zeit / Literaturbeilage, 25.03.04 "Wieder setzt man sich, süchtig und erwartungsvoll über einen Band mit kurzer Prosa von Botho Strauss. Wieder wissend, dass man hingerissen und abgestossen, verstört und betört sein wird." Andreas Isenschmid, Neue Zürcher Zeitung, 21.03.04 "Botho Strauß ist der umfassendste Zeitdiagnostiker, den wir haben. Ein Glücksfall." Stephan Sattler, Focus, 15.03.04 "Der Anwalt der Gegenwärtigkeit [...] Sätze von lakonischer Klarsichtigkeit und zuweilen erschütternde Prägnanz, wie sie gegenwärtig kein anderer Autor deutscher Sprache schreibt." Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung, 14.05.04
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Sie mag ihm gar nicht mehr widersprechen, stellt Iris Radisch gleichermaßen erstaunt wie besorgt fest, und doch, gesteht die Literaturkritikerin, beschleicht sie beim Lesen von Strauß' neuesten Notaten mit dem schönen Titel "Der Untenstehende auf Zehenspitzen" leichte Ungeduld. Wer will Strauß' kulturkonservativem Lamento, seiner Untergangsklage, die er schon vor zehn Jahren in den "Bocksgesängen" zur Empörung vieler anstimmte, heute noch ernsthaft etwas entgegenhalten, fragt Radisch. Auch in seinem neusten Buch geht das Lamento weiter, bekennt sie, endlos sei die "Kette der Verfallserscheinungen", die Strauß aneinander reihe, und dennoch: messerscharfe Kulturanalyse und glänzende Fortschrittskritik, bekräftigt Radisch. Was sie stört, vielleicht auch langweilt, ist die Wiederholung der alten Rede, die "kalte" und "pompöse" Geste, mit der Strauß verkündet, was er immer schon verkündet hat. Das alles ist glänzend formuliert, gesteht Radisch zu, sozusagen in "Goldrand" gefasst, wodurch es sich zwar von der deutschen Durchschnittsprosa abhebe, aber eben auch nicht daran reibe, sondern steril bleibe. Die schönsten Passagen in dem Buch sind darum für Radisch diejenigen, wo Strauß gleichsam auf Zehenspitzen unter seinen Rotbuchen in der Uckermark steht und sich Sorgen um die Baumkronen macht. "Offenbar erkennen auch sie nicht, was höher ist als sie selbst", schreibt Radisch liebevoll spöttelnd.
© Perlentaucher Medien GmbH
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