Milan Kundera entwirft ein Bild Europas und der Welt durch die großen Romane der Weltliteratur. Die Liebesgeschichte der Anna Karenina und die habsburgerische Bürokratie bei Kafka und Stifter, das Paris von Flaubert und das von Proust - ein Buch voller Anekdoten und Analysen, Szenen und Bilder, in denen die Romane der Weltliteratur lebendiger als die Wirklichkeit selbst werden. Dargestellt mit der kritischen Ironie eines bedeutenden Erzählers.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Andreas Isenschmid bezeichnet es als ziemlich "riskant", dass Milan Kundera in seinem jüngsten Buch nun zum dritten Mal die "Theorie des Romans" zum Gegenstand eines Textes macht, doch beeilt sich der Rezensent zu bekräftigen, dass "Der Vorhang" äußerst frisch und mit viel "Leidenschaft" die Ansichten des Autors auf den Punkt bringt. Das Buch besteht aus Fragmenten, kurzen Texten von kaum je mehr als einer Seite, denen die Kapitelüberschriften zwar einen Anstrich von Systematik geben sollen, die aber "zum Glück" eher dem "Geist der Causerie" verpflichtet sind, so Isenschmid eingenommen. Eine Fülle von "überraschenden Beobachtungen" und "kleine schlagende Deutungen" hat der begeisterte Rezensent gefunden, der die "schönsten Effekte" in den originellen "Zusammenstellungen" gefunden hat, beispielsweise, wenn Kundera Hugos tragische Helden mit "Flauberts Entdeckung der Dummheit" konfrontiert. Dabei verdanke das Buch seinen "Charme" nicht zuletzt dem "Persönlichen", das Kundera einbringe, etwas wenn er die Biografie seiner Eltern anspricht, so der Rezensent anerkennend. In diesem Buch schreibt der Autor so "lustvoll und einfallsreich", dass einem die Tatsache, dass in seiner Romangeschichte die Gegenwart überhaupt nicht vorkommt und überdies Schriftsteller wie Thomas Mann, Nabokov oder Proust keine Erwähnung finden, "fast egal" ist, meint Isenschmid.
© Perlentaucher Medien GmbH
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