Über Deutschland und Europa 1880-1920. Ausgew., komment. u. mit e. Nachw. v. Hanns Grössel Herausgegeben:Grössel, Hanns;Übersetzung:Grössel, Hanns; Halle, Peter U
Über Deutschland und Europa 1880-1920. Ausgew., komment. u. mit e. Nachw. v. Hanns Grössel Herausgegeben:Grössel, Hanns;Übersetzung:Grössel, Hanns; Halle, Peter U
Georg Brandes, der Entdecker Nietzsches und kritische Europäer, nahm schon vor hundert Jahren kein Blatt vor den Mund. Er schrieb als einer der ersten über den türkischen Völkermord an den Armeniern, er berichtete wenig schmeichelhaft über die deutsche Hauptstadt Berlin und ihre autoritätshörigen Bewohner, er verteidigte, als Däne, konsequent die Rechte nationaler Minderheiten und der kleinen Länder gegenüber der Großmannsucht der großen europäischen Nationen. Den Ersten Weltkrieg ahnte er voraus, als noch niemand etwas davon wissen wollte, und als die Katastrophe da war, blieb Brandes ein…mehr
Georg Brandes, der Entdecker Nietzsches und kritische Europäer, nahm schon vor hundert Jahren kein Blatt vor den Mund. Er schrieb als einer der ersten über den türkischen Völkermord an den Armeniern, er berichtete wenig schmeichelhaft über die deutsche Hauptstadt Berlin und ihre autoritätshörigen Bewohner, er verteidigte, als Däne, konsequent die Rechte nationaler Minderheiten und der kleinen Länder gegenüber der Großmannsucht der großen europäischen Nationen. Den Ersten Weltkrieg ahnte er voraus, als noch niemand etwas davon wissen wollte, und als die Katastrophe da war, blieb Brandes ein stoischer Verteidiger des Alten Europa und kämpfte gegen seine Zerstörung danach. Artikel, Berichte, Aufsätze eines kritischen Europäers, und alles liest sich heute mit fröstelnder Bewunderung über so viel nüchtern kluge Weltsicht.
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Georg Brandes, geboren 1844 in Kopenhagen, starb dort 1926. Der dänische Jude verkörpert in idealer Weise das, was Nietzsche einen "freien Geist" nannte. Er schrieb Dänisch, Schwedisch, Deutsch und Französisch, bereiste ganz Europa, lebte mehrere Jahre in Berlin. Für Schriftsteller wie Ibsen, Strindberg, Thomas Mann, Schnitzler, Hofmannsthal und ihre Generation war er Kulturvermittler, Denker, Vaterfigur in einem. Seine politische Publizistik machte ihn zu einer gefürchteten und geachteten Autorität. Sie erscheint hier erstmals auf Deutsch in einer repräsentativen Auswahl.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nicht weniger als einen Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Dänemark sieht Johan Schloemann in diesen von Hanns Grössel ausgewählten und neu übersetzten Schriften des dänischen Literaturhistorikers und Publizisten Georg Brandes. Der "handliche" Band führt dem Rezensenten vor Augen, wie sich die Tradition intellektueller Publizistik in einer Persönlichkeit wie Brandes leidenschaftlich und wirkungsmächtig fortzusetzen vermochte und wie stark der Glaube an "aufklärendes Schreiben" sein kann. Unterhaltsam und bewegend zugleich erscheinen Schloemann die geistreichen und stilistisch elaborierten Analysen Brandes' zum "europäischen Machtgefüge" im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Und dankenswerter Weise zitiert er, was Brandes künftigen Kritiker mit auf den Weg gegeben hat: "Wenn er nicht der geweihte Priester der Wahrheit ist... kann man ihn ebensogut auf einen Misthaufen werfen."