Volker Heß

Der wohltemperierte Mensch

Wissenschaft und Alltag des Fiebermessens (1850-1900)

• Broschiertes Buch

Produktbeschreibung

Die Geschichte des Fiebermessens ist die Geschichte einer medizinischen Praxis, die wie kaum eine andere medizinische Technik den alltäglichen Umgang mit Krankheit und Gesundheit prägte und immer noch prägt. Der Autor beleuchtet den Prozeß von der Erfindung bis zur Durchsetzung der Temperaturmeßmethode sowie ihre sozialen und kommunikativen Bedeutungsfelder.Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 2000

Produktdetails

• Verlag: Campus Verlag
• Artikelnr. des Verlages: NOSYNC36444
• 2. Aufl.
• Seitenzahl: 340
• Erscheinungstermin: 18. Mai 2022
• Deutsch
• Abmessung: 213mm x 140mm x 23mm
• Gewicht: 474g
• ISBN-13: 9783593364445
• ISBN-10: 3593364441
• Artikelnr.: 08583257

Autorenporträt

Volker Hess ist Professor für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité in Berlin.

Inhaltsangabe

Aus dem Inhalt:
Vorwort
Einleitung

Der Diskurs der Fieber
Fieberkrankheit und Fieberhitze
Leben und Wärme
Die besondere Qualität der Fieberhitze
Von der Lebenswärme zur Reibungswärme
Das Fieber in der Krankheitslehre
Nosologische Fieberverwaltung
Geographische Fieberepidemiologie
Temperaturmessungen und Fieberbegriff
Klinische Versuche im 18. Jahrhundert
Therapeutische Versuche im 18. Jahrhundert
Medizinischer Diskurs und soziale Praxis
Die Dekonstruktion der Fieber
Vom Wärmestoff zur Thermodynamik
Das Verschwinden der Fieber

Die Wissenschaft vom Fieber
Lokale Praktik
Die Annalen der Charie
Traubes Eintritt in die Charite
Kaltwasserbehandlung und Digitalis
Die Temperatur-Messungsmethode
Baerensprung und die menschlichen Temperaturverhältnisse
Wege der Rezeption
Medizinisches Vereinswesen
Fachjournalistik
Das wilde Experimentieren
Thermometer im klinischen Versuch
Ludwig Traube: Experimentelle Pathologie in der Klinik
Digitalis, Krisen und kritische Tage
DieMeth ode der Kurven
Fieber im Labor
Institutionelle Restriktionen und biographische Ideosynkrasien
Laborexperiment und hippokratischer Kunstsinn
Carl August Wunderlich: Thermometrie als klinische Wissenschaft.
Programm, Broussais und die nosologische Ausgangsfrage
Physiologische Heilkunde und Pathologie der Zukunft
Der " unermäßlich praktische Werth" der Thermometrie
Thermometrie als klinische Kymographie
Kurvenform und Krankheitsnorm
Die "Souveränetät der Medicin"

Patient und Krankenhaus
Das Instrument und sein menschliches Widerlager
Krankenhaus und Armenwesen
Das Königliche Charite-Krankenhaus zu Berlin
Die Patienten der Berliner Charite
Die Patienten der Traubeschen Klinik
Erkrankung und Krankenhausaufnahme: Ein Vergleich
Krankenhausentwicklung und klinisches Interesse
Das Städtische Krankenhaus zu Leipzig
Aufnahmebedingungen und Patientenschaft
Die Patienten des Jakobshospitals aus dem Blick der Klinik
Sozialer Wandel und medizinische Wissenschaft
Der thermometrisier te Patient
Die Maßhaltigkeit des Körpers und die Objektivität des Messens
Der Krankenhauspatient und sein objektiver Körper
Objektivität als soziale und wissenschaftliche Praxis

Messen im Alltag
Fiebermessen als Krankenhauspraktik
Thermometrie und Krankenpflege
Die Fieberkurve als Kommunikationsform des Krankenhauses
Die Disziplin der Messung
Vom Krankenhaus ins Alltagsleben
Die "gründliche Untersuchung"
Messen in der Kinderstube
Standardisierungen
Technische Normierung und industrielle Fertigung
Amtliche Eichung und Beglaubigung
Standardisierungen in der sozialen Kontrolle
Norm und Normierung
Biologische Normativität
Soziale Normativität
Die Objektivität des Messens

Fiebermessen: Geschichte einer Praktik
Epilog

Literaturverzeichnis
Ungedruckte Quellen
Literatur

Register
Personenregister
Sach- und Ortsregister

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Regine Halentz hat an diesem Buch offenbar einigen Gefallen gefunden. So weiß sie es sehr zu schätzen, dass der Autor auf die pauschale Kritik an der Apparatemedizin verzichtet, aber dennoch deutlich aufzeigt, wie sich das Feststellen von Krankheiten von der subjektiven Krankheitsempfindung wandelte hin zu einer scheinbar objektiven Methode - dem Temperaturmessen. Statt Krankengeschichte wurde für die Ärzte die Fieberkurve maßgeblich - nicht zuletzt, wie die Rezensentin anmerkt, durch die "elegante Möglichkeit seiner Visualisierung". Puls und Atemfrequenz konnten damit nicht konkurrieren. Doch der Leser erfahre auch einiges über frühe (einigermaßen groteske) Versuche des Fiebermessens (vornehmlich beim ärmeren Teil der Bevölkerung), über Fortschrittsideen, die man mit der neuen Methode verbunden sah, und auch über die Verbreitung des Fieberthermometers. Bedauerlich findet die Rezensentin lediglich, dass diese Geschichte des Fiebermessens das vergangene Jahrhundert nicht berücksichtigt. Gerade in Zeiten von "Computertomografie und Zytotest" hätte sie sich Überlegungen dazu gewünscht, wieso das Thermometer auch heute noch "Verständnis und Wahrnehmung von Krankheit" bestimmt.

© Perlentaucher Medien GmbH