„Der Wunschzetteldieb“ von Amelie Benn ist ein warmherziges, weihnachtliches Adventsbuch, das eine spannende Geschichte mit viel Familienatmosphäre verbindet und besonders Zwillingsfamilien aus dem Herzen sprechen dürfte. Zugleich verlangt es den jungen Leserinnen und Lesern sprachlich schon einiges
ab, sodass es eher ein Buch für geübte Kinder ist als ein klassisches Erstlesebuch.
Im Zentrum…mehr„Der Wunschzetteldieb“ von Amelie Benn ist ein warmherziges, weihnachtliches Adventsbuch, das eine spannende Geschichte mit viel Familienatmosphäre verbindet und besonders Zwillingsfamilien aus dem Herzen sprechen dürfte. Zugleich verlangt es den jungen Leserinnen und Lesern sprachlich schon einiges ab, sodass es eher ein Buch für geübte Kinder ist als ein klassisches Erstlesebuch.
Im Zentrum stehen die Zwillinge Anni und Tim, deren Wunschzettel – und die ihrer Freundinnen und Freunde – wie von Zauberhand verschwinden, bis sie einem kleinen, geheimnisvollen Dieb folgen. Die Geschichte ist als Adventskalender mit 24 Kapiteln angelegt, was sie ideal für ein tägliches Ritual im Dezember macht und die Spannung bis Weihnachten klug dosiert.
Die Handlung verbindet Krimielemente (Wer stiehlt die Wunschzettel?) mit fantastischen Motiven (magisches Portal, Weihnachtswelt) und schafft so eine Mischung aus Rätsel, Abenteuer und Weihnachtsmagie, die sowohl Kinder als auch vorlesende Erwachsene bei der Stange hält. Dabei bleibt die Bedrohung stets kindgerecht: Das Geheimnis um den Dieb löst sich in Einsicht, Wiedergutmachung und Zusammenarbeit auf, wodurch das Buch eine deutlich versöhnliche Grundstimmung trägt.
Anni und Tim sind das emotionale Zentrum des Buches: Die Zwillinge werden liebevoll und glaubwürdig als eigenständige Persönlichkeiten gezeichnet, die jedoch spürbar in einer engen geschwisterlichen Verbundenheit stehen. Ihre Mischung aus Neugier, Mut und kindlicher Verletzlichkeit wirkt authentisch und eröffnet vielen Zwillingskindern die Möglichkeit, sich in ihren Alltagssorgen, ihrem Forscherdrang und ihrem Zusammenspiel wiederzuerkennen.
Gerade für Familien mit Zwillingskindern ist das Buch deshalb besonders reizvoll, weil es nicht nur „zwei Kinder“ zeigt, sondern das besondere Miteinander von Zwillingen – gemeinsame Pläne, geteilte Geheimnisse, aber auch unterschiedliche Reaktionen – ernst nimmt und positiv hervorhebt. Dass die Zwillinge nicht idealisiert, sondern mit kleinen Schwächen und impulsiven Entscheidungen gezeichnet sind, verstärkt den Eindruck von Nähe und Alltagstauglichkeit.
Sprachlich arbeitet der Text mit überwiegend klaren, gut strukturierten Sätzen, überschreitet aber bewusst das Niveau eines ersten Leselehrgangs. Längere Sätze, komplexere Strukturen und anspruchsvollere Wörter kommen regelmäßig vor, sodass Kinder zum Selberlesen bereits sicher lesen, über eine gewisse Ausdauer verfügen und Freude an längeren Textpassagen haben sollten.
Damit eignet sich „Der Wunschzetteldieb“ hervorragend als Vorlesebuch im Grundschulalter sowie als Selberleselektüre für geübte Leserinnen und Leser, die über das reine Entziffern hinaus schon Sinnzusammenhänge erfassen und sprachliche Nuancen genießen können. Als klassisches Erstlesebuch ist es dagegen nicht gedacht, trotz der grundsätzlich kindnahen Sprache und der klaren Kapitelstruktur.
Die Illustrationen von Nadine Reitz begleiten den Text in vierfarbigen, fröhlichen Bildern, die die winterliche Dorfidylle lebendig machen. Die Zeichnungen greifen den Humor und die Wärme der Geschichte auf, lockern den Textfluss auf und erleichtern es insbesondere jüngeren Kindern, der Handlung zu folgen und sich emotional an die Figuren zu binden.
Die Kombination aus täglich portionierten Kapiteln, stetig wachsender Spannung und reich bebilderten Seiten macht das Buch zu einem idealen Begleiter durch den Advent, der das Warten auf Weihnachten strukturiert und mit einem gemeinsamen Leseerlebnis füllt. Für Familien mit Zwillingskindern ist „Der Wunschzetteldieb“ dabei ein besonders passender Fund, weil die liebevoll und authentisch gezeichneten Zwillinge Anni und Tim gewissermaßen als literarische Spiegel dienen – vorausgesetzt, die Kinder sind sprachlich bereits so weit, dass sie dieser winterlichen Reise gerne und ohne Überforderung folgen können.