FRAU MARTHE zu Eve.Hinweg! Was sagt ich dir? Willst du dich noch Beschimpfen lassen? Der Herr Korporal Ist was für dich, der würd'ge Holzgebein, Der seinen Stock im Militär geführt, Und nicht dort der Maulaffe, der dem Stock Jetzt seinen Rücken bieten wird. Heut ist Verlobung, Hochzeit, wäre Taufe heute, Es wär mir recht, und mein Begräbnis leid ich, Wenn ich dem Hochmut erst den Kamm zertreten, Der mir bis an die Krüge schwillet. EVE.Mutter! Laßt doch den Krug! Laßt mich doch in der Stadt versuchen, Ob ein geschickter Handwerksmann die Scherben Nicht wieder Euch zur Lust zusammenfügt. Und wär's um ihn geschehn, nehmt meine ganze Sparbüchse hin, und kauft Euch einen neuen. Wer wollte doch um einen irdnen Krug, Und stammt er von Herodes' Zeiten her, Solch einen Aufruhr, so viel Unheil stiften. FRAU MARTHE. Du sprichst, wie du's verstehst. Willst du etwa Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche Am nächsten Sonntag reuig Buße tun? Dein guter Name lag in diesem Topfe, Und vor der Welt mit ihm ward er zerstoßen, Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir. Der Richter ist mein Handwerksmann, der Schergen, Der Block ist's, Peitschenhiebe, die es braucht, Und auf den Scheiterhaufen das Gesindel, Wenn's unsre Ehre weiß zu brennen gilt, Und diesen Krug hier wieder zu glasieren.
"Der vielstimmige Kaminski hat keine Probleme damit, ein Theaterstück (in Auszügen) vorzutragen. Für sich genommen - und für Kaminski-Fans sowieso - ist diese Ein-Mann-Theateraufführung ein hörenswerter Spaß." -- Quelle: hörBÜCHER
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Voll gespannter Vorfreude hat Rezensent Jens Bisky drei verschiedene Hörspiel-CDs mit Texten und Dramen von Heinrich von Kleist eingelegt, weil, wie er darlegt, sich gerade dessen Stücke zum Vorlesen bestens anbieten und Kleist-Lesungen mehr sein können als lediglich eine "Schwundstufe" von Theateraufführungen. Von den drei CDs aber hat ihm nur die von Stefan Kaminski vorgetragene Version des "Zerbrochenen Krugs" gefallen, weil sie einen frischen, eigenen Ton findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Stefan Kaminski steigt mit Elan und Witz ein in den altertümlichen Text, der nicht leicht zu vermitteln ist. Kaminski findet eine Art, dem Klassiker eine Natürlichkeit zu geben. Er belegt jede Figur mit einer virtuosen eigenen Sprache und lebt eine wahre Lust am Schauspiel aus. Ausgezeichnet! Die Fassung von GoyaLiT aus dem Hause Jumbo ist außerordentlich gut gelungen.








