Bei der Komplexität der heutigen Gesellschaft ist auch das Design gefordert: wie kann es seinen Beitrag zur Orientierung, Klärung und nützlichen Gestaltung leisten? Im Teil I des Buches (Designgeschichte) schildert der Autor die Hauptepochen des Designs seit seinen Anfängen mit der Industrialisierung bis heute. Dabei werden der ästhetische Selbstanspruch der jeweiligen Designgeneration kritisch hinterfragt und die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen aufgezeigt. Der Teil II (Designdebatte) greift in die aktuelle Diskussion ein: die grundlegenden Begriffe werden definiert, die Stellung des Designs in Bezug auf Kunst, Geschmack, Dritte Welt, Gender, Theorie sowie Wissenschaft und Forschung geklärt. Im Anhang finden sich nützliche Hinweise auf Organisationen, Museen und wichtige Zeitschriften.
Beat Schneider ist Professor für Design- und Kulturgeschichte an der Hochschule der Künste Bern sowie Präsident des Swiss Design Network (Nationales Forschungsnetz der Designhochschulen der Schweiz). Jimmy Schmid ist Kommunikations- und Webdesigner in Luzern.
Beat Schneider ist Professor für Design- und Kulturgeschichte an der Hochschule der Künste Bern sowie Präsident des Swiss Design Network (Nationales Forschungsnetz der Designhochschulen der Schweiz). Jimmy Schmid ist Kommunikations- und Webdesigner in Luzern.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ein "vorzügliches Buch" hat Beat Schneider vorgelegt, schwärmt Oliver Herwig in seiner Doppelrezension zweier Bände über Design. In seinem "soziokulturellen Ansatz" analysiert der Autor das zum "Modewort" abgewertete Design und legt seine gesellschaftlichen Wurzeln frei, so der Rezensent anerkennend. Die kurze Geschichte des Designs im ersten Teil des Buches lobt Herweg als sehr "prägnant" und auch der zweite Teil, in dem Schneider Design als "permanente Debatte" umreißt, überzeugt ihn. Auch wenn der Rezensent den Ton des Autors, mit dem er von Design und seinen "Nutzern" schreibt, mitunter etwas "elitär" findet, imponiert es ihn, wie der Autor eine "Schneise durch die Dingwelten" bahnt und wie er "Marktmechanismen entzaubert", die Design zur bloßen Produktverhüllung degradieren. Schneiders "ideologiekritischer Ansatz" stellt zu den vielen Büchern, die sich zumeist als reine "Stoffsammlungen" präsentieren, eine echte Alternative dar, schließt der Rezensent angetan.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Neue Bücher zum Design
Das Buch wurde von einem ärgerlich schwitzenden Boten ins Büro gewuchtet, und genaugenommen war es auch nicht nur ein Buch, sondern es waren drei, wie sich in dem Moment herausstellte, als der von Konstantin Grcic entworfene Plaste-Träger auseinanderbarst, von welchem die drei Bände der "Phaidon Design Classics" eigentlich so zusammengehalten werden sollten, daß man sie ausdrücklich nicht ins Regal stellen kann. Es flogen daher drei Bücher, von denen jedes einzelne ausgereicht hätte, um einen erwachsenen Menschen totzuschlagen, mit großem Getöse durch das Zimmer, und am Ende lagen da drei fette gelbe Ziegel, die auf insgesamt 3000 Seiten die vielleicht ein wenig prätentiös unrunde Zahl von 999 Designklassikern abhandeln. Man darf mit anderen Worten sagen, daß das Buch ein wenig antithetisch zu seinem Inhalt daherkommt. Denn aufgelistet sind in diesem dann irgendwie doch sehr beeindruckenden Kompendium lauter Gegenstände, die so einfach, so leicht, so funktional, schön und praktisch und zeitlos gültig sind, daß es faktisch kaum möglich ist, an ihnen noch etwas besser zu machen. Mal wieder ein Kanon sozusagen, aber diesmal einer, bei dem man gar nicht erst losstreiten möchte, was alles fehlt. Es ist wie gesagt so schon schwer genug. Man könnte zwar darüber diskutieren, ob wirklich unbedingt das Klobürstenset "Lunar" von Barber Osgerby das vorläufig letzte Wort in dieser Geschichte sein muß. Aber los geht es schon mal sehr überraschend und erfreulich mit einer Haushaltsschere, die der Chinese Zhang Xiaoquan im Jahr 1663 entworfen hat und die bis heute unverändert produziert wird. Dauernd stößt man in diesem Buch auf solche Dinge, die den Radar der Design-Aficionados schon längst in Richtung Ewigkeit unterflogen haben. Der Strandstuhl zum Beispiel, den es mehr oder weniger in derselben Form schon seit den 1850er Jahren bis heute milliardenfach gibt, ohne daß man wüßte, wer ihn entworfen hat. Dafür erfährt man, wer die Sardinendose, den Knick-Strohhalm oder die Haarspange erfunden hat. Und diese oft recht aufschlußreich beschriebene Komplettkatalogisierung noch der kleinsten Details eines westeuropäischen Konsumentenalltags rechtfertigt es durchaus, sich diesen leider in sich etwas überdesignten Koloß auf den Coffeetable zu packen, sofern der stabil genug und nicht auch von Konstantin Grcic ist.
An Coffeetable-Books mit den zeitlosesten Klassikern, an Übersichtsdarstellungen zur Designgeschichte und überhaupt an schönen Büchern über schöne Gegenstände herrscht andererseits ohnehin nicht direkt Mangel. Was fehlte, war mal wieder ein ordentlich abgekochtes, wissenschaftlich solides Fachbuch über Geschichte und Theorie von Design und Gestaltung, eines das zum Beispiel den Untertitel "Entwurf im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Kontext" trägt. So eines hat nun der Schweizer Beat Schneider vorgelegt. Und es ist wirklich sehr hilfreich.
ripe
"Phaidon Design Classics". Drei Bände, ca. 1000 Seiten pro Band, insgesamt 150 Euro.
Beat Schneider: "Design - Eine Einführung". Birkhäuser-Verlag. 295 Seiten, 29,90 Euro.
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