In Zeiten von Globalisierung, Europäischer Einigung und Einwanderung erlebt das Nationale in Europa derzeit eine unerwartete Konjunktur. Vor diesem Hintergrund betrachtet die Autorin Diskurse und Praktiken in Deutschland nach 1989, die von einem vielfältigeren Umgang mit nationalen Selbst- und Fremdbildern in Politik und Alltag zeugen. Untersucht werden unter anderem Debatten um 'Leitkultur' und 'neue Deutsche', Inszenierungen einer Gedächtnisgemeinschaft für das 'kulturelle Erbe' West- und Ostdeutscher sowie Jubiläen und Ausstellungen zur Feier der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Ergänzend zu den Analysen von Medien-Events und Elitendiskursen auf der politischen Bühne der 'Berliner Republik' zeigen biografische Fallstudien, inwiefern politischhistorische Ereignisse das Bewusstsein 'Deutsch zu sein' im Alltag zwar weiterhin beeinflussen, aber gleichzeitig regionaler und europäischer Identitätsfindung Raum geben.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein Buch für alle, die sich für Fragen der nationalen Identität interessieren, hat Wolfgang Jäger uns vorzustellen. Jäger hält es für ein Verdienst der Autorin Irene Götz, das Alltagsbewusstsein im Hinblick auf diese Fragen auszuleuchten, und zwar mittels teilnehmender Beobachtung, der Analyse von Mediendiskursen und Interviews. Das Ergebnis ist laut Jäger ein schillernder Begriff von nationaler Identität, ein differenziertes, ambivalentes Bild - zwischen gebrochenem Nationalbewusstsein und einem Revival des Nationalen als Event. Im Hinblick auf globale Verantwortung und internationale Menschenrechte stimmt die Bilanz den Rezensenten durchaus optimistisch. Weniger zufrieden ist er mit der akademischen Verfasstheit des Buches. Inhaltliche Redundanz, stilistische Zumutungen und darüber hinaus methodische Fragwürdigkeiten machen ihm das Lesen schwer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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