20 Jahre altes Standardwerk ****
Diese Promotionsarbeit kann noch immer als das Werk über Kurstädte betrachtet werden.
Wie bei einer akademischen Abschlussarbeit üblich, wird erstmal der rechtliche Rahmen geklärt, was überhaupt ein Kur ist und welche Arten es gibt. In vielen Kurorten sind
große Hotel der Krankenkassen entstanden, Bad Bertrich ist aber ein Beispiel, dass es noch Kurorte nur…mehr20 Jahre altes Standardwerk ****
Diese Promotionsarbeit kann noch immer als das Werk über Kurstädte betrachtet werden.
Wie bei einer akademischen Abschlussarbeit üblich, wird erstmal der rechtliche Rahmen geklärt, was überhaupt ein Kur ist und welche Arten es gibt. In vielen Kurorten sind große Hotel der Krankenkassen entstanden, Bad Bertrich ist aber ein Beispiel, dass es noch Kurorte nur mit Privatunterkünften gibt. Dann werden die Anfänge der Kur in Griechenland und Rom gesucht. Baiae ist übrigens heute ein Teil von Neapel.
****
Es dauert also 60 Seiten bis es wirklich spannend wird. Das römische Bad besteht aus Frigidarium, Tepidarium und Caldarium. Selbst der Umkleideraum heißt Apodyterium. (62) Sudatorium oder Laconicum waren trockenheiße Schwitzbäder.
****
Dann aber wird die Geschichte zweier Wildbäder behandelt. Zunächst Bad Wildbad, das im 12. Jahrhundert eine Thermalquelle hatte und Wichartshausen hieß. Vermutlich wegen Hochwassers wurde die Quelle zerstört und erst 1904 bei Bauarbeiten vor dem König-Karlsbad wiederentdeckt. Im 14. Jahrhundert ist die Quelle wohl zu einem Bad ausgebaut worden, später kurten hier auch die Fürsten von Württemberg, bis nach dem dreißigjährigem Krieg Wildbad an Bedeutung verlor.
****
Bad Ems wird erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt. Das älteste Bad, der Turm ist eins der ältesten Badehäuser Deutschlands. Hier badeten die Grafen von Nassau, es gab aber auch private Bäder.
Die Quellen von Aachen und Burscheid waren auch in römischer Zeit schon bekannt. Doch setzte die Bädertradition erst unter karolinischer Zeit ein und dauert mindestens bis zum Dreißigjährigem Krieg. Auch Wiesbaden kann sich auf die Römer berufen. Aber erst die Wundergeschichte von Friedrich Flasche beförderte die Badtradition. Man geht davon aus, dass auch Wallfahrer die Bäder aufsuchten.
Bereits in der erste Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich Bad Lauchstätt „trotz seiner reizlosen Lage“ zu einem der beliebtesten Bäder der Goethezeit. (107)
****
Im folgenden Teil werden die wichtigsten Häuser einer Kurstadt beschrieben und an Fallbeispielen auch architektonisch behandelt, wie Sandersons Millers „Burg“ bei Bath. (247) Ich möchte noch erwähnen, dass auch der Kurpark zur Kurstadt gehört. Mit über 50 ha ist der größte in Bad Homburg und viele berühmte Gartenarchitekten u.a. Lennè haben ihn gestaltet. (248) Wichtig sind auch die Villenviertel wie die Wilhelmstraße in Wiesbaden und die Römerstraße und das Schloss Balmoral in Bad Ems. In Baden-Baden wurde das Hotel Stephanie- les-Bains 1893 in seine heutige Form gebracht und 1912 mit Brenners Parkhotel vereinigt.
****
Vergessen wir nicht das Kasino. 1871 verboten wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das erste in Bad Neuenahr, das zweite in Bad Dürkheim wiedereröffnet. (283) Und natürlich das Kurbad, das wegen der Einführung der Bewegungstherapie neuen Anforderungen entsprechen musste. Das erste neue eröffnete 1973 in Badenweiler, die nächsten andernorts folgten kurz später.
Die „Zusammenschau“ ist weit mehr als eine Zusammenfassung, sie blick über den Tellerrand hinaus. So wird auf die Bedeutung der Eisenbahn für den Tourismus hingewiesen und sogar Heine zitiert. (256) Wenn wir uns an Mark Twain erinnern, so war früher beim Reisen Luxus angesagt.
****
Abgesehen von dem üblichen akademischen Rundumschwatz ein sehr gelungenes Buch. 4 Sterne