Psychologische, behindertenpädagogische und neurologisch-psychiatrische Diagnostik sind in einer Krise. Sie ordnen Menschen bestimmten Gruppen zu und etikettieren auf diese Weise. Dort wo sie sich (als Verhaltensanalyse, Familienanalyse, Förderdiagnostik u. a. m.) um den Einzelfall bemühen, tragen sie zwar wichtige Daten zusammen, vermögen sie jedoch in der Regel nicht im Sinne eines Versuches der betreffenden Person zu interpretieren. Geschichten von Personen, wie sie Oliver Sacks in seinen verschiedenen Büchern erzählt, bleiben die absolute Ausnahme. Diagnostik als Rehistorisierung versucht 'ohne Verzicht auf vielfältige Möglichkeiten der Datenerhebung ' den systematischen Weg zu einer anderen Diagnostik aufzuzeigen. Das Verhalten jedes Menschen, selbstverständlich also auch das von schwer behinderten und/oder psychisch Kranken, ist sinnvoll und systemhaft und aus seiner Geschichte heraus zu begreifen. In seiner historischen Betrachtungsweise psychischer Prozesse (in der Traditionen von L. S. Vygotskij und A.R. Lurija) und in Weiterführung der "Allgemeinen Behindertenpädagogik" (W. Jantzen) werden methodologisch und praktisch Wege zu einer verstehenden Diagnostik gezeigt. DiagnostikerInnen sollen in die Lage versetzt werden, an Hand der vorliegenden Daten die theoretisch wahrscheinlichste Geschichte zu konstruieren, warum jemand so ist wie er ist. Die Fähigkeit, "Fallgeschichten" zu erarbeiten, wie sie A. R. Lurija oder Oliver Sacks erzählt haben, wird damit lehrbar. Dies schafft zugleich neue Ansatzpunkte für pädagogische und therapeutische Praxis. Neben einer fundierten methodologischen Grundlegung dokumentieren neun "Fallgeschichten" aus unterschiedlichen Bereichen schwerer Behinderung (im Sinne des sog. "harten Kerns") das diagnostische Vorgehen. Ein weiterer Beitrag demonstriert beispielhaft die Nutzung von Filmdokumenten für die Ausbildung in dieser Methode.
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