Seit er vor 45 Jahren als Lektor des Arche-Verlags mit Titeln von Friedrich Glauser und Lore Berger begann, Schweizer Literatur zusammen mit Biographien neu herauszubringen, hat Charles Linsmayer in Sammlungen wie «Frühling der Gegenwart» oder «Reprinted by Huber» mit insgesamt 129 Editionen eine ganze literarische Epoche ins Bewusstsein zurückgerufen. Unter dem Titel «Die andere Schweizer Literatur» präsentiert er mit Textbeispielen, Bildern und ganz neuen Biographien nochmals die Highlights dieser Editionsarbeit. Fünfzig Autorinnen und Autoren, die sich in klarem Gegensatz zu vielen ihrer heutigen Nachfahren durch ein existenzielles, zwingendes, unabdingbares Verhältnis zum Schreiben auszeichneten und für die es einer gelebten Realität entsprach, wenn Corinna Bille bekannte: «Ich wäre gestorben, wenn ich nicht geschrieben hätte» oder Friedrich Glauser sich sicher war: «Solange ich noch mein Unbewusstes lyrisch expektorieren kann, droht mir der Wahnsinn nicht.»
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Publizist und Literaturwissenschaftler Charles Linsmayer hat große Leistungen im Dienste der Schweizer Literatur vollbracht, konstatiert Rezensent Rainer Moritz - seit 1977 entdeckt und ediert er mit Vorliebe Texte, die nicht kanonisiert sind. Dass er dabei manchmal an der herrschenden akademischen Meinung vorbeigeht, tut der Qualität seiner Entdeckungen keinen Abbruch, von denen in diesem Lesebuch nun fünfzig zusammengetragen wurden, von Walter Ackermann über Helen Meier bis Max Pulver, wie Moritz anführt. Ihm kommen die biografischen Porträts und die klug ausgewählten Texte vor wie eine "Schatztruhe", in der er gerne weiter stöbert, auch wenn er gerne noch mehr Autorinnen und Autorinnen politischer oder experimenteller Texte darin versammelt gesehen hätte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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