Wie Briefe von Büchern erzählen - eine neue Sicht auf das Werk Ernst Jüngers.Viele Werke Ernst Jüngers basieren auf Briefen. In Tagebüchern und Schriften stützte sich Jünger auf Korrespondenzen, die er in einem, bis heute nur unzureichend erschlossenen Archiv im Umfang von etwa 130.000 Schreiben der Nachwelt überliefert hat. Dieses Briefarchiv enthält Informationen aus allen Phasen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert, in die Jünger wie kaum ein anderer Schriftsteller eingebunden war. Als Sammler und Autor orientierte er sich an einer universalhistorischen Chronistik, die Erkenntnisse der Anthropologie und Naturgeschichte verwendet.In vier biografisch-werkgeschichtlichen Analysen geht Detlev Schöttker dem Zusammenhang zwischen Jüngers Tagebüchern, Schriften und Korrespondenzen nach. Neben den viel gelesenen Tagebuch-Chroniken »In Stahlgewittern« (1920), »Strahlungen« (1942-1958) und »Siebzig verweht« (1980-2003) behandelt das Buch weitere chronistische Werke, darunter die autobiografische Essay-Sammlung »Das Abenteuerliche Herz« (1929 und 1938), die Abhandlung »Der Arbeiter« (1932), die Erzählung »Auf den Marmorklippen« (1939), die naturhistorische Darstellung »An der Zeitmauer« (1959) und der Roman »Eumeswil« (1977) und bietet so neue Erkenntnisse zum Grundverständnis der Werke Jüngers.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Helmut Böttiger sucht die wohltuende Distanz zum Gegenstand in Detlev Schöttkers Monografie über Ernst Jünger leider vergebens. Was der Autor bietet, reizt Böttiger mehr als einmal zum Widerspruch, so wenn Schöttger bei seiner Perspektive auf Jünger als unanbhängiger Chronist und Archivar des Jahrhunderts Jüngers nationalsozialistische Haltung banalisiert. Auch die Rezeptionsbeispiele und Parallelisierungen, die Schöttger anführt (Borges, Benjamin!) lösen sich bei genauerem Hinsehen laut Böttiger in Luft auf. Gegenwärtige Problemstellungen zu Jüngers Werk kommen im Buch gar nicht vor, bedauert Böttiger.
© Perlentaucher Medien GmbH
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