Die Vermessung des Unsagbaren
Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?
Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tagzu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.
»Wie sich Kaleb Erdmann dem Erfurter Amoklauf literarisch annähert ist ein Kunststück - er findet Worte für das Unsagbare und lässt einen wortlos zurück. Das Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit langem gelesen habe.« Caroline Wahl
Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?
Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tagzu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.
»Wie sich Kaleb Erdmann dem Erfurter Amoklauf literarisch annähert ist ein Kunststück - er findet Worte für das Unsagbare und lässt einen wortlos zurück. Das Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit langem gelesen habe.« Caroline Wahl
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Sandra Kegel zeigt sich beeindruckt von Kaleb Erdmanns "faszinierendem Metaroman": Erdmann hat 2002 den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium überlebt und ringt mit dem, was er in diesem Buch eigentlich erzählen möchte. Sechzehn Menschen wurden vom Amokläufer Robert Steinhäuser getötet. Erdmann nähert sich dem traumatischen Ereignis eher indirekt, etwa in Gesprächen mit einem Dramatiker, der darüber ein Theaterstück verfasst hat oder in Referenz auf viele AutorInnen, die sich mit Gewalt auseinandergesetzt haben, wie Ines Geipel, Herta Müller, Leïla Slimani. Das Buch funktioniert auf zwei Ebenen, erklärt die Kritikerin: Die literarische Annäherung an die brutale Attacke wechselt sich ab mit Auszügen aus dem "Gasser-Bericht", der den Vorfall rekonstruiert. Auch die Schwierigkeiten der Traumabewältigung werden thematisiert, erklärt die Kritikerin. Im Endeffekt führt Erdmann aber vor, wie sein eigener Roman scheiterte, denn er zeigt, wie der Autor, der seine "Höllenfenster geöffnet" hat, gleichwohl den düstersten Punkt immer zu umgehen sucht. Für Kegel wird in dieser "klugen und bewegenden" Reflexion, auch in der gelungenen Hörbuchlesung von Pascal Houdus, klar, wie Gewalt, Macht und Literatur miteinander verwoben sind.
© Perlentaucher Medien GmbH
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