Sie hat keine großen Gefühle mehr für ihn und trennt sich. Doch als er Monate später von einer anderen spricht, ist sie völlig aus der Bahn geworfen. Jetzt leidet sie, fühlt sich verschmäht, zurückgewiesen. Vor allem aber treibt die Frau sie um, die ihren Platz eingenommen hat - wer ist die eigentlich und wie? Ist sie schöner, besser, ist der Sex mit ihr toller? Diese Fremde wird zu einer Obsession, einer Art Wahn. »Das Seltsamste an der Eifersucht ist, dass sie eine ganze Stadt - die ganze Welt - mit einer Person bevölkern kann, der man womöglich noch nie begegnet ist.« Und irgendwann ist diese Andere ein ständiger Albtraum, aus dem es womöglich gar kein Erwachen mehr gibt...
Wie fühlt es sich an, von einem Menschen besessen zu sein, den man nicht mal kennt? In klaren, fast klinischen Sätzen schreibt Annie Ernaux über die perfide Wucht von Eifersucht, über drohende Selbstauflösung und den aberwitzigen Versuch, in eigener Sache Gewissheit zu erlangen.
Wie fühlt es sich an, von einem Menschen besessen zu sein, den man nicht mal kennt? In klaren, fast klinischen Sätzen schreibt Annie Ernaux über die perfide Wucht von Eifersucht, über drohende Selbstauflösung und den aberwitzigen Versuch, in eigener Sache Gewissheit zu erlangen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Wolfgang Schneider vergleicht dieses schmale Büchlein, das Annie Ernaux bereits vor 23 Jahren veröffentlicht hat, mit den großen französischen Eifersuchtsromanen von Flauberts "Madame Bovary" bis hin zu Alain Robbe-Grillets "La Jalousie". Daran reicht Ernaux' Text für den Kritiker zwar nicht heran, große Literatur erkennt hier dennoch: Denn wie die Autorin hier immer obsessiver die neue Frau ihres Ex-Partners umkreist, sich so weit in der Eifersucht verlierend, dass sie jene bald in jeder Frau erkennt, die ihr begegnet, findet Schneider schon faszinierend. Vor allem der kühle, distanzierte Ton, mit dem sich Ernaux erinnernd an die "toxische Passion" der Eifersucht erinnernt, beeindruckt den Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die Besessenheit ist die literarisch enorm dichte Selbsterkundung einer Frau, die mit großer Empathie, aber rückblickend auch selbstironisch auf ihr früheres Ich schaut. Und dabei Grundsätzliches nicht nur über die Eifersucht, sondern über große Gefühle allgemein und über das Schreiben formuliert.« Dina Netz WDR 3 20250903
»[Es] gelingt Ernaux, alle Facetten des von ihr durchlebten Zustandes [der Besessenheit] sprachlich zu fassen, in ihrem knappen, präzisen und zugleich unsentimentalen Stil. ... Mit dieser einzigartigen Verschränkung von Leben und Kunst hat Annie Ernaux das Genre der autofiktionalen Literatur ganz neu belebt.« Valerie Bäuerlein Berliner Morgenpost 20250915







