Väter, Bestien, Werwölfe - die Frauen in Märchen haben seit jeher kein einfaches Los. In Angela Carters Kult-Nachdichtungen von etwa Blaubart, Der gestiefelte Kater oder Die Schöne und das Biest wird die traditionelle Rollenverteilung nicht nur umgekehrt, sondern in die Luft gejagt. Hier werden Frauen zu Tigerbräuten und Schöne zu Biestern, Erlkönige mit dem eigenen Haar erwürgt und Werwolfsgroßmütter von ihren Enkelinnen erledigt. Die Antiheldinnen und Heldinnen dieser Märchen sinnen in gleichem Maße auf Rache, wie sie nach Liebe streben.
Angela Carter ist die Godmother der feministischen (Horror-)Literatur. Ihre abgründig-erotischen Neuerzählungen von Märchen bestechen auch mehr als fünfzig Jahre nach ihrem Erscheinen mit unvermittelter Wucht.
Angela Carter ist die Godmother der feministischen (Horror-)Literatur. Ihre abgründig-erotischen Neuerzählungen von Märchen bestechen auch mehr als fünfzig Jahre nach ihrem Erscheinen mit unvermittelter Wucht.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Eva Behrendt ist ziemlich glücklich mit dieser Neuübersetzung von Angela Carters Horror-Märchenadaptionen, die Maren Kames kunstvoll und launig ins Deutsche gebracht hat: In zehn Anverwandlungen der Grimm'schen Geschichten stapft der gestiefelte Kater "wollüstig wie eine Lakritzschnecke" durchs Leben und macht sich über die falsche Zurückhaltung der Menschen lustig, die ihre körperlichen Begierden dann doch nicht unterdrücken können. Besonders gefallen Behrendt aber auch die Frauenfiguren, etwa in einer Blaubart-Nacherzählungen, in der die Ich-Erzählerin in letzter Sekunde von ihrer Mutter gerettet wird, die Blaubart in den Kopf schießt. Erzählerische Archetypen erscheinen der Kritikerin als "kulturelle Kostüme", die bei Carter an- und ausziehbar sind und die in diesem Band in der Mischung aus Horror, Porno und Märchen höchst emanzipiert und mit praller Sprache einfach großen Spaß machen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Angela Carter ist] eine der größten Autorinnen der literarischen Fantastik im 20. Jahrhundert. ... [Die blutige Kammer] ist ein Buch, das ich nicht nur Leuten empfehlen, sondern flehentlich ans Herz legen will ... « Dietmar Dath Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250711