Ab Ende der 1950er-Jahre engagierten sich die Deutsch-Israelischen Studiengruppen an westdeutschen Universitäten für die NS-Aufarbeitung, gegen den Antisemitismus und für engere Kontakte mit Israel.Im Jahr 1957 gründete der israelische Student Jochanan Bloch an der Freien Universität Berlin die erste Deutsch-Israelische Studiengruppe. Nach dem Berliner Vorbild konstituierten sich in den folgenden Jahren auch an anderen westdeutschen Universitäten parallele Gruppen. Mitte der 1960er-Jahre existierten zeitgleich insgesamt 19 solcher Gruppen mit etwa 600 bis 800 Mitgliedern. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen von Nationalsozialismus und Holocaust engagierten sich die Mitglieder in Deutschland für die NS-Aufarbeitung, gegen den Antisemitismus und für engere Kontakte mit Israel.Jonas Hahn bettet die Geschichte dieser studentischen Vereinigung in den größeren Kontext der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte sowie der frühen deutsch-israelischen Beziehungen ein. Auf Grundlage einer umfangreichen Quellensammlung liefert der Autor eine sozialgeschichtliche Analyse der Anfänge des deutsch-israelischen Beziehungsverhältnisses, in dem studentische und gesellschaftliche Akteure eine Vorreiterrolle einnahmen und mit ihrem Engagement politischen Entwicklungen und der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel im Jahr 1965 den Weg ebneten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gut informiert fühlt sich Rezensent Ian Liesch von der hier vorliegenden, ursprünglich als Dissertation verfassten Studie zur Frühzeit der deutsch-israelischen Beziehungen. Die deutsch-israelischen Studiengruppen gründeten sich bald nach dem Krieg, erläutert Liesch, und sie hatten eine Vorreiterrolle bei der Etablierung der Beziehungen zwischen diesen beiden aus begreiflichen Gründen zunächst sehr distanzierten Partnern. Die Studiengruppen forderten etwa eine Aufnahme diplomatischer Beziehungen, Reparationen reichten nicht aus. Es etablierten sich Beziehungen, die teilweise bis heute anhalten und Wirksamkeit haben, lernt Liesch. Interessant findet er auch das frühe Israelbild der Studenten: die linke Kibbuzim-Iodee fand man sehr ansprechend, erst nach 1967 wandten sich viele Studenten von Israel ab. Viele - aber nicht alle: Denn die Idee der Israelsolidarität in allen Widrigkeiten bleibt auch durch diese Initiativen lebendig, freut sich Liesch, und begrüßt darum diesen Band, der für ihn sehr lesenswert dies rechte unbekannte Kapitel beleuchtet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wer also (...) etwas über die 60 Jahre währenden diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hinaus lernen möchte, wird in dem Buch fündig und entdeckt diverse eher weniger bekannte Aspekte.« (Leticia Witte, Jüdische Allgemeine, 21.05.2025) »Wer (...) mehr über einen bisher wenig beleuchteten Teil der deutsch-israelischen Beziehungen und ihre Vorläufer lernen möchte, der wird in Hahns Dissertation definitiv fündig werden. (...) in zweifacher Hinsicht eine Leseempfehlung.« (Ian Liesch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.08.2025)