"Ich heiße Channah, so wie die jüngste Schwester meiner Oma" - so stellt sich Channah Trzebiner auf der ersten Seite ihres Buches vor. Und breitet ein Füllhorn von Geschichten aus, Momentaufnahmen ihres jungen Lebens. Nichts ist erfunden; radikal subjektiv beschreibt die Autorin ihr Leben zwischen den Identitäten so, wie es ist. Zerrissen und aufregend zugleich. Denn Trzebiner erzählt von sich selbst. Das heißt: auch von ihren Großeltern, den Eltern, von Freundinnen und Freunden - von jenen, die fehlen, und denen, die geblieben sind. Mit ihr als einer Vertreterin der Dritten Generation tritt eine neue Stimme auf - eine so humorvolle wie provokative neue Stimme. Ob sie vom "Malheur" an einem Pessach-Abend in New York erzählt oder davon, wie sie mit ihrem Opa durch den Supermarkt streunt - immer gibt das Verwurzeltsein im Vergangenen die Grundmelodie vor. Die Enkelin erzählt von den emotionalen Wirrnissen einer Frau, von Befreiung, Unabhängigkeit und der durch nichts zu erschütternden Liebe in einer Familie.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Alexandra Stäheli weiß Channah Trzebiners Bericht über die dritte Generation von Überlebenden der Judenvernichtung zu schätzen. Stark findet sie den Teil des Buchs über die Kindheit und Jugend der Autorin, in dem für sie spürbar wird, wie sehr der Alltag der Nachkommen vom Trauma der Großeltern, die die Schoa überlebt haben, geprägt war und wie sehr diese Vergangenheit als "offene Wunde" präsent geblieben war. Im zweiten, mehr auf die Gegenwart bezogenen Teil des Buchs finden sich für Stäheli bisweilen zu viele Abschweifungen, etwa wenn Trzebiner sich Gedanken über die männliche Psyche an sich macht. Dennoch scheint der Rezensentin das Buch überzeugend, vor allem weil Trzebiner an alltäglichen Kleinigkeiten, Momentaufnahmen und Szenen subtil die Nachwirkungen der traumatischen Erfahrungen der Großeltern bei der Enkelgeneration vor Augen führt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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