In unbekanntes Terrain vorzustoßen das hat die Menschheit seit Jahrhunderten fasziniert. Viele mutige Männer haben ihr Leben riskiert, um in die entferntesten Winkel vorzudringen: vom Nord- zum Südpol, von der Entdeckung Chinas durch Marco Polo bis zu Kolumbus Ankunft in Amerika. Kaum fassbar, was Männer wie David Livingstone, Shackleton, Fritjof Nansen, Sven Heddin auf sich nahmen. Anhand ihrer Aufzeichnungen können wir ihre Abenteuer unmittelbar nachvollziehen.
Dies ist kein Buch, dies ist ein Schatzkästlein, weshalb "Die Entdeckung der Welt" nach anderen Kriterien beurteilt werden muss als andere Titel zum gleichen Thema. Eine kaum überschaubare Zahl an Expeditionen und Abenteurern begleitet man beim Blättern durch alle Regionen der Welt: vom Nordpol bis zum Südpol, vom Missouri bis in die Wüsten Australiens. Dem Autor Beau Riffenburgh genügt dabei pro Gegend eine Doppelseite. Die Texte sind einigermaßen lustlos aus dem Lexikon abgeschrieben und so knapp, dass man wenig mehr erfährt als Daten und Namen. Das mag den einen oder anderen neugierig machen, vermutlich aber gerade nicht die jungen Leser, an die sich das Buch in erster Linie richtet. Ungleich mehr Spaß macht die üppige Bebilderung mit bis zu zehn historischen Illustrationen pro Doppelseite, und vollends begeistert werden Kinder von den Gimmicks sein, die jedem Kapitel beigefügt sind: Faksimiles von Briefen und Verträgen, Pässen und Tagebüchern, Zeichnungen von Tieren, Aquarellen bezaubernder Landschaften und vor allem etlicher Karten aus den Tagen, da der Globus noch übersät war von weißen Flecken. Dass diese Beigaben dort, wo die Weltkarte bis heute weiß geblieben ist, besonders üppig ausfallen, mag der Biographie Beau Riffenburghs geschuldet sein; er hat am Scott Polar Research Institute promoviert und war Redakteur bei "Polar Record". So hat er für den Beitrag über die Antarktis nicht nur den Brief, den Amundsen vom Südpol aus an den norwegischen König schrieb, ausgewählt, sondern auch die seitenlange Rechnung, die Scott von Harrod's für seine Expeditionsvorräte erhielt - sie belief sich auf 2326 Pfund, neun Schilling und dreieinhalb Pence.
F.L.
"Die Entdeckung der Welt" von Beau Riffenburgh. Bucher Verlag, München 2007. 80 Seiten, etwa 200 Illustrationen, 30 Dokumente zum Herausnehmen. Gebunden, 49,90 Euro.
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