'Gibt es ein jüdisches Volk? Nein, sagt der israelische Historiker Shlomo Sand und stellt damit den Gründungsmythos Israels radikal in Frage. Vertreibung durch die Römer? Exodus? Rückkehr nach 2000 Jahren ins Land der Väter? Alles Erfindungen europäischer Zionisten im 19. Jahrhundert, schreibt Sand in seinem aufsehenerregenden Buch, das in Israel und Frankreich zum Bestseller wurde und heftige Kontroversen ausgelöst hat.
Sand gehört einer Gruppe israelischer Historiker an, die sich kritisch mit der Geschichte Israels und des Zionismus befassen. Nicht das Existenzrecht Israels stellen sie in Frage, sondern den auf Legenden beruhenden Alleinanspruch auf das Gelobte Land. Das Judentum, so Sand, ist eine religiöse, keine ethnische Gemeinschaft. Wenn überhaupt, sind eher die Palästinenser als die aus Europa eingewanderten Juden ethnische Nachkommen der biblischen Israeliten. Bei aller Provokation stellt Sands Buch eine fundierte Auseinandersetzung mit der 3000-jährigen Geschichte desJudentums dar. Doch weil der Autor als engagierter Vorkämpfer für eine offenere Politik Israels gegenüber seinen arabischen Nachbarn auftritt, ist es vor allem als Streitschrift wahrgenommen worden. Gerade in Deutschland wird das Buch für Aufsehen und breite Diskussionen sorgen.
Sand gehört einer Gruppe israelischer Historiker an, die sich kritisch mit der Geschichte Israels und des Zionismus befassen. Nicht das Existenzrecht Israels stellen sie in Frage, sondern den auf Legenden beruhenden Alleinanspruch auf das Gelobte Land. Das Judentum, so Sand, ist eine religiöse, keine ethnische Gemeinschaft. Wenn überhaupt, sind eher die Palästinenser als die aus Europa eingewanderten Juden ethnische Nachkommen der biblischen Israeliten. Bei aller Provokation stellt Sands Buch eine fundierte Auseinandersetzung mit der 3000-jährigen Geschichte desJudentums dar. Doch weil der Autor als engagierter Vorkämpfer für eine offenere Politik Israels gegenüber seinen arabischen Nachbarn auftritt, ist es vor allem als Streitschrift wahrgenommen worden. Gerade in Deutschland wird das Buch für Aufsehen und breite Diskussionen sorgen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ob es sich bei Shlomo Sand um einen Unglückspropheten handelt? Dem hier rezensierenden Althistoriker Klaus Bringmann möchte es so scheinen. Den Aufruhr, den dieses Buch bereits in Israel, Frankreich, Goßbritannien und den USA entfacht hat, erklärt Bringmann zum einen mit seiner politischen Stoßrichtung. Demnach propagiert Sand eine Einstaatenlösung für Israel - oder besser Palästina - und stellt, um der Exklusivität des jüdischen Staates die Grundlage zu entziehen, eben die Existenz eines einheitlichen jüdischen Volkes in Frage. Ein "Generalangriff auf das zionistische Nationalbewusstein". Zum anderen meint Bringmann, dass Sand einfach Recht hat. Der zionistische Nationalismus entspringe der gleichen historischen Epoche wie die europäischen Nationalismen und habe sich also auch in einer ähnlichen Mischung aus mythischen, historischen und biologistischen Motiven herausgebildet. Die Berufung auf die jüdischen Stammväter entspringe dem gleichen Muster wie deutschen Mythen um die Germania oder Hermann dem Cherusker. Plausibel findet Bringmann auch Sands These, dass die Mehrheit der osteuropäischen Juden ethnisch vom Turkvolk der Chasaren abstammt, die im achten Jahrhundert geschlossen zum Judentum übergetreten seien, weswegen er dem Buch bescheinigt, "radikal, kenntnisreich und mit großem Mut" geschrieben zu sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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