Durch richtig betriebene Recherche lernen wir Tolkiens beispiellosen Einfallsreichtum umso mehr schätzen. Sie hilft uns, beim Verstehen der Welt, wie er sie wahrnahm – und wie sie uns immer fremder wird. Dabei stellen sich seine Werke als Spiegel leidenschaftlich vertretener Ansichten und
Vorstellungen heraus. Zudem zeigt sich, auf welch vielfältige Weise er die Realität für seine kreativen Zwecke…mehrDurch richtig betriebene Recherche lernen wir Tolkiens beispiellosen Einfallsreichtum umso mehr schätzen. Sie hilft uns, beim Verstehen der Welt, wie er sie wahrnahm – und wie sie uns immer fremder wird. Dabei stellen sich seine Werke als Spiegel leidenschaftlich vertretener Ansichten und Vorstellungen heraus. Zudem zeigt sich, auf welch vielfältige Weise er die Realität für seine kreativen Zwecke umwandelte.
Aus Die Erfindung von Mittelerde – Was Tolkien zu Mordor, Bruchtal und Hobbingen inspirierte von John Garth
Auf den Spuren von Tolkiens Inspiration - Für alle, die wissen wollen, was den Autor zu seiner Geschichte bewogen hat.
DAS WERK ALS GANZES BETRACHTET
Wer verstehen möchte, was hinter so mancher Literatur, hinter den viel gelesenen Klassikern steckt, der ist auch mit diesem Buch sehr gut beraten. Der Autor John Garth beleuchtet hier von allen Seiten, woher Tolkien seine Ideen hat.
Für mich ist das spannend! Es macht mir nicht den Zauber der Geschichte kaputt – für mich ist als Lektorin klar, dass hinter jedem geschriebenen Buch ein Mensch steckt. Was also hat diesen Menschen angetrieben, woher hat er seine Einfälle, warum entstand seine so umfassende Welt, die bis heute die Generationen unterhält und fasziniert?
Wusstet Ihr, dass Mittelerde kein eigenes Universum, ja nicht mal ein anderer Planet ist? Seine ganze Welt beruht auf unserer Erde. Schon allein das vermochte es, mir eine gehörige Gänsehaut zu verschaffen – und da habe ich gerade mal die Einleitung gelesen …
Dabei könnte es sich ebenso gut um eine Dystopie handeln wie eine alternative Realität, wenn ich ein wenig darüber nachdenke. Das macht diese Geschichte für mich noch einmal greifbarer. Man betrachtet die Personen- und Ortsbeschreibungen ganz anders. Ich stelle mir beim Lesen die Frage, welches Fleckchen auf unserer Erde Tolkien da gerade eingeflochten haben könnte.
Hier werden unter anderem anhand von Kartenmaterial und zu Personen – die es wirklich gab – gezogene Vergleiche Parallelen und Inspirationsquellen dargelegt. Der Autor versucht auch Streitpunkte zu beleuchten und zu klären, die schon so manch heiße Diskussion unter Kennern und Lesern ausgelöst haben.
Wir werden auf eine Reise mitgenommen, die erklärt, aufklärt und berichtigt. Dabei kann man dieses Buch durchlesen oder wie ein Nachschlagewerk verwenden. Ein umfassender Index lässt sehr genau das finden, was mich als Leserin gerade beschäftig. Die Quellenangaben laden dazu ein, selbst ein wenig Forschung zu betreiben.
Eine übersichtliche Gliederung und Textfelder mit auf den Punkt gebrachten Informationen lassen recht schnell Wissen aufnehmen. Es gibt immer wieder Bilder, Karten und Zeichnungen, die, thematisch passend, das Lesen und verarbeiten ebendieses Wissens unterstützen.
Ein faszinierendes Buch voller Erkenntnisse, eine sehr gelungene Lektüre hinter der Lektüre. Es liest sich wie ein Geschichtsbuch, dass ich allein um Tolkiens Mittelerde-Erbe dreht. Es ist anspruchsvoll geschrieben und sicher kein Buch, das man sich „zwischen Tür und Angel“ durchlesen kann. Wer jedoch echtes Interesse an Hintergründen hat, wird hier dennoch richtige Freude verspüren, während er auf den Spuren Tolkiens wandelt.
©Teja Ciolczyk, 21.03.2021