Was heute Dating- Apps, Tauschbörsen, Finanzmakler, Jobcenter und Carsharing- Anbieter übernehmen, leistete früher eine einzige Institution: das Adressbüro. Wer im 17. Jahrhundert etwas kaufen oder verkaufen wollte, Arbeit, Wohnung, ein Hausmädchen oder einen Arzt suchte oder zu vermitteln hatte, konnte dort sein Anliegen gegen Gebühr in ein Register eintragen lassen oder Auszüge ausdiesem Register erhalten. Solche Adressbüros gab es in vielen europäischen Städten, etwa in London die registry oder das intelligence office, in der Habsburgermonarchie die Frag- und Kundschaftsämter und in anderen deutschsprachigen Städten Adresscomptoirs und Berichthäuser.Anton Tantner schreibt eine Ideengeschichte des Sammelns, Organisierens und Weitergebens von Informationen und Wissen - aus der Perspektive unserer Gegenwart, in der wir ohne google kaum mehr leben können, social media scheinbar alles und - andererseits - Datenschutz ein zentrales Thema ist. Dass man aber die richtige Form für das Vermitteln von Information kaum unterschätzenkann, beweist Tantners eigener, bisweilen vergnügt erzählender Stil.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Vor den Internet-Suchmaschinen gab es Magazine für Kleinanzeigen und die Gelben Seiten. Aber was war davor? Das erfährt Oliver Pfohlmann aus der Studie "Die ersten Suchmaschinen", in der Anton Tantner frühen Versuchen nachspürt, Informationen zentral zu organisieren und zugänglich zu machen. Dass der Autor den modernen Begriff der "Suchmaschine" auf Adressbüros, Fragstuben und Intelligenzagenturen überträgt, hält der Rezensent für so legitim wie sinnvoll, zumal sich durchaus Parallelen zwischen damals und heute finden lassen, die sozialreformerischen Absichten etwa oder das Schwanken zwischen den Polen von Privatheit und Kontrolle. Sehr aufschlussreich findet Pfohlmann das alles und lobt Tantner für seinen "angenehm lebendigen Stil".
© Perlentaucher Medien GmbH
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