DIE FERIEN
Weike Wang
Keru, eine Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, lernt Nate während ihrer Collegezeit kennen.
Ihre Eltern waren einst mit ihr vom chinesischen Festland in die USA emigriert – mit dem Ziel, ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen.
Sie verzichteten auf
persönliche Wünsche und Annehmlichkeiten, um Keru ein konzentriertes Studium zu ermöglichen.
Freude oder…mehrDIE FERIEN
Weike Wang
Keru, eine Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, lernt Nate während ihrer Collegezeit kennen.
Ihre Eltern waren einst mit ihr vom chinesischen Festland in die USA emigriert – mit dem Ziel, ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen.
Sie verzichteten auf persönliche Wünsche und Annehmlichkeiten, um Keru ein konzentriertes Studium zu ermöglichen.
Freude oder Leichtigkeit hatten in diesem Lebensentwurf keinen Platz.
Nate stammt aus einfachen Verhältnissen.
Trotz Stipendium muss er einen Studienkredit aufnehmen und nebenbei arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Erst nachdem der Kredit beglichen ist, stimmen Kerus Eltern einer Heirat zu – ein Ausdruck ihres Strebens nach Sicherheit und Stabilität.
Heute ist Keru als Unternehmensberaterin beruflich sehr erfolgreich, während Nate verbeamtet an einer Universität arbeitet und ein deutlich geringeres Einkommen erzielt.
Gemeinsam mit ihrem Hund führen sie ein erfülltes Leben – Kinder waren nie Teil ihrer gemeinsamen Lebensplanung, und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Für einen vierwöchigen Aufenthalt mieten sie ein Ferienhaus auf Cape Cod und laden zunächst Kerus Eltern, später auch Nates Eltern zu Besuch ein.
Die kulturellen und persönlichen Unterschiede könnten größer kaum sein:
Kerus Eltern zeigen sich ängstlich, tragen aus Angst vor Ansteckung mehrere Masken übereinander und interessieren sich fast ausschließlich für Essen und Fernsehen.
Aktivitäten außerhalb des Hauses lehnen sie ab.
Nates Eltern dagegen wirken betont unkompliziert, neigen politisch zu konservativen Haltungen, sind Trump-Anhänger, Corona-Leugner – und zufrieden mit einem Dosenbier beim Grillen.
In einem Punkt aber sind sich beide Elternpaare erstaunlich einig:
Ihrer Meinung nach ist es höchste Zeit für Enkelkinder.
Diese Erwartungshaltung sorgt jedoch für erhebliche Spannungen.
Auch wenn mir der Zugang zu den beiden Hauptfiguren mitunter schwerfiel, hat mich vieles an diesem Roman überzeugt.
Besonders die Darstellung der asiatischen Eltern ist bemerkenswert gelungen.
Ich lebe seit fast 30 Jahren in Asien – und ja, dieses Verhalten entspricht in vielerlei Hinsicht meiner Beobachtung:
das Tragen mehrerer Masken alleine sitzend im eigenen Auto,
der völlige Verzicht auf persönliche Wünsche zugunsten des einzigen Kindes, das als Investition und Altersvorsorge gilt.
Dass Keru sich bewusst gegen Kinder entscheidet, ist aus Sicht ihrer Eltern ein regelrechtes Scheitern – und das, obwohl es sich „um die erste Generation in Amerika Geborener“ handeln würde.
Besonders eindrucksvoll fand ich auch die schonungslose Darstellung des gesellschaftlichen Drucks, mit dem kinderlose Paare konfrontiert sind.
Die Authentizität dieser Passagen hat mich überzeugt.
Einige Stellen im Buch blieben für mich jedoch unklar;
ich war mir nicht sicher, welche Intention die Autorin an diesen Punkten verfolgte.
Fazit:
Ein kluger, gesellschaftskritischer Roman – stellenweise bewusst überspitzt, aber durchgehend interessant und lesenswert.
4/5