Liebt ihr es, in die Gedankenwelt von psychisch labilen Menschen einzutauchen? Dann könnte der Roman "Die Frau in den Fluten" nach eurem Geschmack sein. Für mich ist es bereits die zweite literarische Begegnung mit der Bestseller-Autorin Loreht Ann White, die in ihren literarischen Werke tiefe
menschliche Abgründe aufzeigt:
Das düster anmutende Cover greift die Metapher des Wassers auf. Man…mehrLiebt ihr es, in die Gedankenwelt von psychisch labilen Menschen einzutauchen? Dann könnte der Roman "Die Frau in den Fluten" nach eurem Geschmack sein. Für mich ist es bereits die zweite literarische Begegnung mit der Bestseller-Autorin Loreht Ann White, die in ihren literarischen Werke tiefe menschliche Abgründe aufzeigt:
Das düster anmutende Cover greift die Metapher des Wassers auf. Man blickt auf die Rückseite einer weiblichen Person, die in einem Wassertropfen gefangen scheint. Auf diese Weise zieht es die Aufmerksamkeit aller Betrachter*innen auf sich. Dahingegen ist der kurze Titel auf das Wesentliche reduziert, auch wenn er eine gewisse Erwartungshaltung weckt.
Wie in vielen Büchern hat Loreth Ann White sich für ein Setting in Kanada entschieden, unter Verzicht auf ausführliche Darstellung von örtlichen Gegebenheiten. Ihr Buch spielt in Vancouver (Kanada), auf verschiedenen Ebenen. Einerseits in der Vergangenheit, die in mehrere Zeitabschnitte gegliedert sind. Differenziert wird nach den entscheidenden Ereignissen, nämlich "Vor der Fahrerflucht", "Nach der Fahrerflucht", "Vor den Morden" und "Nach den Morgen" die bereits eine leise Vorahnung von dem kommenden Geschehen vermitteln. Durchbrochen werden sie andererseits durch eine in der aktuellen Gegenwart spielenden True Crime Sendung, versehen mit dem reißerischen Titel "It's Criminal: Die Chloe-Cooper-Story."
Vermittelt wird das Geschehen aus mehreren Perspektiven. In erster Linie kommen die drei Protagonisten Chloe Cooper, Jemma Spengler und Adam Spengler zu Wort. In der True Crime Sendung erhalten weitere literarische (Rand-) Figuren das Wort, die zu den dramatischen Ereignissen befragt und ihre Einschätzung gebeten werden. Es ist relativ schwierig, die ganzen Charaktere und die komplexen Konstellation zu überblicken, man muss sich sehr konzentrieren, um nicht den Überblick zu verlieren. Für mein persönliches Empfinden ist es etwas too much, aber das ist reine Geschmackssache. Auf jeden Fall entsteht durch die stete Konfrontation von Gegenwart und Vergangenheit eine eigentümliche Spannung. Man glaubt zu wissen, was geschehen ist - und wird durch die rätselhaften Andeutungen in die Irre geführt.
Die drei handelnden Personen sind ausnahmlos negativ gezeichnet. Chloe Cooper ist eine 40-jährige Frau, ohne eine abgeschlossene formelle Ausbildung, die sich autodidaktisch zur Barkeeperin weitergebildet hat und halbtags in einer kleinen Bar jobbt. Allein lebend mit einer kranken Mutter und einem alten Hund, fixiert sie sich in ihrer Freizeit auf das Leben von anderen Menschen, mit anderen Worten: sie hat eine fatale Neigung entwickelt, die man mit Stalking gleichsetzen kann. In ihren Fokus geraten ihre neuen Nachbarn, die 60-jährige narzisstische erfolgreiche Influencerin und ehemalige Ballett-Tänzerin Jemma Spengler, und ihr charismatischer Ehemann Dr. Adam Spengler, ein renommierter Arzt an einer ortsnahen Klinik, die ihrer alten Heimat nach traumatischen Ereignissen den Rücken gekehrt und ein hypermodernes Haus erworben haben. Hinter der glanzvollen Fassade verbergen sie düstere Geheimnisse, die Chloe Cooper nach und nach entdeckt...
Auch wenn dieser Psychothriller raffiniert gestrickt ist und mit einem überraschenden Ende punktet, möchte ich ihn nicht als Crime Highlight im Monat August bezeichnen. Ohne spoilern zu wollen, wirkt der an sich spannende Fall teilweise konstruiert; gleiches gilt für die überzeichnete Darstellung von handelnden Personen. Auch hätte man einige Passagen raffen können zugunsten einer ausführlichen Darstellung der Aufklärung des Verbrechens.