Ist der Terrorismus von al-Qaida ein Angriff auf ein System oder auf westliche Werte ganz generell? In einer brillanten Analyse weist John Gray nach, dass der Mythos der Moderne - der Glaube an Wissenschaft und Technik, freien Markt und Demokratie als Heilsversprechen für die Welt - notwendig den Terrorismus als Zwilling hervor bringt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nicht wirklich begeistert zeigt sich Rezensent Martin Meyer in seiner Besprechung von John Grays Essay über Fundamentalismus und Aufklärung. Zwar schätzt er den Ideenhistoriker Gray und seine "eingängige Prosa", kann aber in dessen neuem Essay keine "echten Perspektiven" entdecken. Eingehend referiert er Grays kritische Auseinandersetzung mit der Moderne, die der Autor vor allem als Versuch der Selbstermächtigung des Menschen gegen die Natur und religiös-theologische Bevormundung beschreibt, für die Fortschritt durch Technik das Zauberwort ist. Am Beispiel von Kommunismus, Nationalsozialismus und dem radikalen Islam sucht Gray den kriegerischen Fundamentalismus aus einem für die Moderne spezifischen Geist der großen Machbarkeit zu erklären. Dass sich der Terrorismus seine Waffen nach den Möglichkeiten des Fortschritts schmiedet, hält Meyer für ein "banales Faktum". Beunruhigender findet er, "dass die letzten Überzeugungen der Agenten des Schreckens in der Vormoderne zusammenlaufen." Für ihn nährt Grays Essay letztlich nur die Melancholie, "dass der Streit der Werte vergeblich wäre."
© Perlentaucher Medien GmbH
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