Ein Nachdenken über die Moderne und deren technischen Auswüchse wie Blockchain und Bitcoin, konspirative Treffen und ein wenig Action a la James Bond - davon handelte Toussaints letzter Roman Der USB-Stick. In Die Gefühle, dem zweiten Band seines neuen Romanzyklus, zeichnet er das abenteuerliche Portrat eines Mannes, der die Erfahrung der Unvorhersehbarkeit macht: Für seinen Helden Jean Detrez, dessen berufliche Beschaftigung mit der Zukunft nicht besagt, dass er seine eigene Zukunft im Griff hatte, verflechten sich Liebe, Sex und Tod auf abenteuerliche Weise. Seine Ehe scheitert, als sie…mehr
Ein Nachdenken über die Moderne und deren technischen Auswüchse wie Blockchain und Bitcoin, konspirative Treffen und ein wenig Action a la James Bond - davon handelte Toussaints letzter Roman Der USB-Stick. In Die Gefühle, dem zweiten Band seines neuen Romanzyklus, zeichnet er das abenteuerliche Portrat eines Mannes, der die Erfahrung der Unvorhersehbarkeit macht: Für seinen Helden Jean Detrez, dessen berufliche Beschaftigung mit der Zukunft nicht besagt, dass er seine eigene Zukunft im Griff hatte, verflechten sich Liebe, Sex und Tod auf abenteuerliche Weise. Seine Ehe scheitert, als sie sagt: »Ich liebe dich nicht mehr.« Ihr letzter gemeinsamer Abend ist der Tag des Referendums Großbritanniens, eine doppelte Niederlage für den Mitarbeiter der Europaischen Kommission. Und mit dem Brexit wird nicht nur sein Traum von Europa zu Grabe getragen, auch sein Vater liegt im Sterben.
Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957, ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur und Fotograf. Der ehemalige Juniorenweltmeister im Scrabble lebt in Brüssel und auf Korsika. Sein Gesamtwerk erscheint auf Deutsch in der Frankfurter Verlagsanstalt, zumeist in der Übersetzung des Verlegers Joachim Unseld. Zuletzt erschien Der USB-Stick (FVA 2020), sein nach dem Marie-Zyklus lang erwarteter nächster großer Roman, der von der französischen wie deutschen Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Niklas Bender erlebt mit Jean-Philippe Toussaints Roman das Ende Europas als ein beiläufiges, aber doch distinguiert erduldetes Missgeschick - Untergehen in "Armanigrau". Es ist zwar nicht ganz leicht, dem Rezensenten durch den Roman zu folgen, aber deutlich wird, dass der belgische Romancier in seiner Geschichte um den Zukunftsforscher und EU-Beamten Jean Detrez von Gefühlen und Politik erzählt. Die paneuropäischen Amouren des Protagonisten erscheinen jedoch nur nur auf den ersten Blick vergnüglich, versichert Bender, ihre "existenzielle Wucht" entfalte die Komik im Laufe des Romans. Vor allem aber sieht der Rezensent hier Familien- und Institutionengeschichte, psychologische Analyse und historische Umwälzungen mit einer Subtilität verflochten, die ihn an Flaubert erinnert.