Romana ist eine Frau, die Geschichten zusammensetzt und Erinnerungen sammelt: eine Archivarin. Sie glaubt, in einem namenlosen Soldaten, der 2014 schwerverletzt aus dem Krieg im Donbass zurückkehrt, ihren verschollenen Ehemann Bogdan zu erkennen: Der Mann ist zu verstümmelt, um identifiziert zu werden, und zu traumatisiert, um sich zu erinnern. Romana versucht, Bogdan erzählend Gedächtnis und Identität zurückzugeben. Einst hat er ihr einen geheimnisvollen Koffer mit Fotos und Dokumenten übergeben. Dieser Koffer wird zum Ausgangspunkt einer Suche nach der gemeinsamen Vergangenheit. Vielleicht ist Romana aber nur eine unzuverlässige Erzählerin, die einem fremden Soldaten eine Biografie anbietet...
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Vorsichtiges Lob von Rezensent Jörg Plath für diesen Roman, der der erste Band einer Trilogie ist. Sofia Andruchowytsch, Tochter des ukrainischen Schriftstellers Juri Andruchowytsch, erzählt über drei Generationen, von den zwanziger Jahren bis heute, eine "Gewaltgeschichte" der Ukraine als Familienroman. Das ist interessanter, als es erst mal klingt, versichert der Kritiker, weil Andruchowytsch erstens gut erzählen kann und zweitens dabei krumme Wege geht: Die Russen sind hier nicht alle eindeutig die Bösen und die Ukrainer der Guten, so Plath. Beide sind in diesem Roman beides, Täter und Opfer, deren Identitäten auch noch durch teilweise falsche Erinnerungen konstruiert sind. Plath findet das ausgesprochen lesenswert, nur bleiben am Ende alle Handlungsfäden unverknüpft, klagt er. Denn Teil 2 und 3 der Trilogie erscheinen erst im Herbst beziehungsweise nächstes Jahr.
© Perlentaucher Medien GmbH
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