Pierre Rosanvallon spannt ein sozial- sowie begriffsgeschichtliches Panorama der Gleichheitsvorstellungen vom späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf. Und er diagnostiziert einen Riss, der durch die Demokratien der westlichen Welt geht: Immer größer werdende Einkommensunterschiede setzen das soziale Band unter Spannung. Zwar haben die Bürgerinnen und Bürger ihre Fähigkeit, sich einzumischen, beständig erhöht, doch die Bürgerschaft als soziale Körperschaft verschwindet. Hierin liegt die größte Gefahr für die Demokratie. Als »politische Form« ist sie an eine »soziale Form« gebunden, in der sich Gleiche als Freie und Freie als Gleiche begegnen können.
»Ein epochales Werk.« DIE ZEIT
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Den Gedanken an eine umfassende Demokratie, in der das Gemeinsame nicht über Eigentum, sondern über Beziehungen definiert wird, findet Urs Hafner angenehm. Den Ausführungen des französischen Zeithistorikers Pierre Rosanvallon folgt er daher mit Gewinn. Was den Essay für Hafner zum gedankensprühenden Text macht, sind des Autors historisch fundierte Analysen französischer, aber auch englischer, amerikanischer und deutscher Gleichheits- beziehungsweise Ungleichheitsverhältnisse von der Französischen Revolution bis heute. Rosanvallons sozial- und rechtsphilosophisch grundierte Kritik am Turbokapitalismus mit seinem Pochen auf die Einzigartigkeit des Einzelnen und der Segregation der Gesellschaft, scheint Hafner zwar nicht immer leicht verständlich und mitunter auch widersprüchlich. Doch die Unvoreingenommenheit des Autors, der Umstand, dass er weder kulturpessimistisch noch allzu sehr dem Wohlfahrtszeitalter zugeneigt argumentiert, macht dem Rezensenten das Buch höchst sympathisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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