Eine junge Frau kommt Mitte der dreißiger Jahre nach Moskau, um ihr Glück zu suchen. Moskwa, »Tochter der Revolution«, ist ein starkes, prachtvolles Geschöpf, eine Fallschirmspringerin, der Wind ist ihr Element. Beim Besuch einer Metrobaustelle stürzt sie in den Schacht und verliert ein Bein. Ihrer Attraktivität tut dies keinen Abbruch. Bei zahllosen erotischen Abenteuern lernt sie Männer kennen - darunter einen Ingenieur, eine Chirurgen und einen aus der Gesellschaft ausgestoßenen Intellektuellen -, die sich unsterblich in sie verlieben. Für Moskwa ist Sex nur eine physiologische Notwendigkeit. Unter Glück versteht sie etwas anderes, etwas Zukünftiges. Zum Leben mit einem einzelnen Mann fühlt sie sich nicht geschaffen, und solange sie ihre Entsprechung, ihr Glückskorrelat noch nicht gefunden hat, gibt sie dem Alleinsein den Vorzug.
Die glückliche Moskwa, Platonows letzter, erst Anfang der neunziger Jahre entdeckter Roman, trägt unverkennbar symbolische Züge. Im Vergleich mit der Baugrube und Tschewengur fast traditionell und auf schreckliche Weise heiter geschrieben, verkörpert sich in seinen Figuren der martialische Untergang der Menschheitsutopie - zu einer Zeit, als das Leben laut Stalin »besser, fröhlicher« geworden war.
Die glückliche Moskwa, Platonows letzter, erst Anfang der neunziger Jahre entdeckter Roman, trägt unverkennbar symbolische Züge. Im Vergleich mit der Baugrube und Tschewengur fast traditionell und auf schreckliche Weise heiter geschrieben, verkörpert sich in seinen Figuren der martialische Untergang der Menschheitsutopie - zu einer Zeit, als das Leben laut Stalin »besser, fröhlicher« geworden war.
© BÜCHERmagazin, Katharina Granzin (kgr)
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Jörg Plath hat ganz schön zu knabbern an diesem in den 1930er Jahren unveröffentlichten und 1990 erstmals publizierten Roman von Andrej Platonow. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die in der Oktoberrevolution Eltern, Erinnerung und Namen verliert, ohne Rücksicht auf Verluste zu leben beginnt und Affären mit zwei Revolutionären und einem "Außermilitärischen" eingeht. Wie Platonow Revolution, Gewalt, Härte und Not beschreibt, mit roher Sprache, findet der Kritiker ebenso erschütternd wie "anschaulich".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Je verzauberter man dem Gesang seiner Sprache lauscht, der bitteren Lakonie und dem aphoristischen Witz, desto mehr fragt man sich, wie ein so hellsichtiger Mensch am Sozialismus als Idee festhalten konnte, wenn die Realisierung sich so unübersehbar als Katastrophe erwies.« Sonja Zekri Süddeutsche Zeitung 20200217







