Die anthropologischen Grenzfragen nach dem Anfang des menschlichen Lebens und seinem Ende wurden bislang von der Philosophie, Medizin und Theologie behandelt. Hier wird eine neuartige soziologische Perspektive eingenommen. In theoretischer und methodischer Hinsicht bricht die Untersuchung mit der in der Soziologie gültigen Weltinterpretation, wonach nur lebende Menschen soziale Akteure sein können. Auf dieser Grundlage wird der alltägliche Umgang mit Intensivpatienten und die Praxis der Hirntoddiagnostik empirisch beobachtet.
Die Untersuchung umfaßt zwei Problembereiche: Epistemologisch geht es darum, wie der Gegenstandsbereich der Sozialwissenschaften konstituiert wird. In ethisch-politischer Hinsicht steht im Mittelpunkt, wie die Begrenzung des menschlichen Lebens zu einer naturwissenschaftlichen Frage wird, die durch die Praktiken der Medizin wirksam beantwortet werden kann. Beide Problembereiche sind eng miteinander verbunden. Denn um sehen zu können, wie die medizinische Todesfeststellung die ethisch-politische Grenze zwischen lebenden Menschen und anderem zieht, darf diese in der Analyse nicht vorausgesetzt werden. Die Analyse muß also zunächst ohne Bezug auf eine apriorische Bestimmung dessen auskommen, was menschliches Leben charakterisiert.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Die Untersuchung umfaßt zwei Problembereiche: Epistemologisch geht es darum, wie der Gegenstandsbereich der Sozialwissenschaften konstituiert wird. In ethisch-politischer Hinsicht steht im Mittelpunkt, wie die Begrenzung des menschlichen Lebens zu einer naturwissenschaftlichen Frage wird, die durch die Praktiken der Medizin wirksam beantwortet werden kann. Beide Problembereiche sind eng miteinander verbunden. Denn um sehen zu können, wie die medizinische Todesfeststellung die ethisch-politische Grenze zwischen lebenden Menschen und anderem zieht, darf diese in der Analyse nicht vorausgesetzt werden. Die Analyse muß also zunächst ohne Bezug auf eine apriorische Bestimmung dessen auskommen, was menschliches Leben charakterisiert.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Gesa Lindemann hat sich als Soziologin in die Intensivstation begeben, um der sozialen Konstruktion dessen, was ein Patient, aber auch - spezfisch medizinischer - dessen, was Diagnose ist, was Therapie und wie sich das eine zum anderen verhält, nachzuforschen. Zwei Punkte, an denen die Kontingenz der Behandlung, an der meist das Leben hängt, deutlich wird, hat Lindemann herausgegriffen: die Kommunikation zwischen dem Personal, die streng hierarchisch verläuft (was heißt, dass Fehler meist nur von oben nach unten angesprochen werden), und eben das Verhältnis von Diagnose und Therapie. Oftmals, so hat sie festgestellt, ergibt sich die Diagnose erst aus der Wirksamkeit (oder, Pech gehabt, Wirkungslosigkeit) der Therapie, wird also nachträglich erst fest-, wenn nicht hergestellt. Der Rezensent Christian Geyer ist spürbar fasziniert von Lindemanns Studie, das merkt man seiner Nachkonstruktion der Argumente an, er lobt sie denn auch als "in ihrer empirischen Sättigung und theoretischen Durchdringung beeindruckend".
© Perlentaucher Medien GmbH
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