Unter den sieben antiken Weltwundern nehmen die Hängenden Gärten von Babylon eine Sonderstellung ein - auch weil sie als einziges keine Spuren hinterließen: Bis in die Moderne ist umstritten, ob die monumentale bepflanzte Terrassenarchitektur jemals existierte.Der Faszination für die Hängenden Gärten tat das keinen Abbruch - im Gegenteil. Vom Altertum bis hin zu Karl Friedrich Schinkel erzählt eine Überlieferungs- und Imaginationsgeschichte davon, wie sich jede Epoche ihr eigenes Bild von diesem Urtyp der Gartenkunst machte - und von seiner sagenumwobenen Erschafferin, der babylonischen Königin Semiramis. Neben Rekonstruktions-phantasien, die mit Robert Koldeweys archäologischer Wiederentdeckung Babylons um 1900 ihren Höhepunkt erreichten, zeugen zahlreiche Anlagen seit der Renaissance vom Einfluss der Hängenden Gärten: der Palazzo Piccolomini in Pienza, der Palazzo Ducale in Urbino, die Kleine Eremitage in Sankt Petersburg oder die Dachgärten Le Corbusiers.Im Zeichen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz erneuert heute eine grüne »Hortitecture« das alte Versprechen der Hängenden Gärten: blühende Natur inmitten gebauter Stadtarchitektur.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Burkhard Müller liest das Buch des Kunsthistorikers Stefan Schweizer mit Interesse. Was es mit den hängenden Gärten der Semiramis auf sich hat, erläutert ihm der Autor in allen märchenhaften und widersprüchlichen Facetten des Sujets. Als Ausstellungsband geplant, findet Müller das Buch auch "unabhängig davon" lesenswert. Zum einen, weil er endlich erfährt, was es mit dem "Hängen" der Gärten auf sich hat, zum anderen, da ihm ein Beitrag des Germanisten Frank Maier-Solgk aufzeigt, wie die antike Idee der hängenden Gärten bis heute fortgeschrieben wird, etwa bei Le Corbusier oder heute beim energiebewussten Bauen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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