Die Interessen des Kunsthistorikers Max Raphael verliefen meist quer zur akademischen Kunstgeschichtsschreibung seiner Zeit. Mit Kollegen wie Erwin Panofsky oder Edgar Wind teilte er das Anliegen, die methodischen Schwächen seines Fachs anzugehen. Als er die steinzeitliche Höhlenmalerei zum elementaren Bestandteil einer von ihm konzipierten Geschichte der Kunst erhob, war dies ein radikaler und irritierender Ansatz, der jedoch die Beschäftigung mit steinzeitlichen Objekten bis heute nachdrücklich inspiriert.
Programmatisch für diese Perspektive ist der hier erstmals publizierte Text »Die Ikonographie der quaternären Kunst«, in dem Raphael den steinzeitlichen Menschen explizit die Fähigkeit zur Kunst, mithin zur Zivilisation zuspricht. Er erkennt in den Bildern die Ordnung einer Ikonographie und beschreibt die steinzeitliche Höhlenmalerei als eine Kunst, die ihre ganz eigenen Betrachtungsmöglichkeiten ausgestaltet.
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Programmatisch für diese Perspektive ist der hier erstmals publizierte Text »Die Ikonographie der quaternären Kunst«, in dem Raphael den steinzeitlichen Menschen explizit die Fähigkeit zur Kunst, mithin zur Zivilisation zuspricht. Er erkennt in den Bildern die Ordnung einer Ikonographie und beschreibt die steinzeitliche Höhlenmalerei als eine Kunst, die ihre ganz eigenen Betrachtungsmöglichkeiten ausgestaltet.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fasziniert und begeistert ist Peter Geimer von diesem Buch des 1952 verstorbenen Kunstphilosophen Max Raphael über die steinzeitliche Höhlenmalerei. Da es für die paläolithische Kunst keine schriftlichen Quellen gibt, muss sich Raphael ganz auf das Studium der Bilder konzentrieren, ist sich aber nach dem Dafürhalten des Rezensenten bewusst, dass eine komplexe Deutung der paläolithischen Kunst so nicht möglich ist, höchstens eine spekulative. Aber die findet Geimer ganz wunderbar. Wenn Raphael sich den Rentieren, Pferden und Hirschkühen in den Höhlen von Altamira und El Castillo, von Lascaux und Les Combarelles zuwendet, dann sieht er in ihnen zum einen den Ausdruck einer totemistisch organisierten Kultur, zum anderen aber auch eine neue "Logik der Gefühle" aufscheinen. Geimer erscheint diese Idee wissenschaftlich nicht unbedingt gesichert, aber dennoch sehr schön, vor allem bei der Darstellung zweier Rentiere, die Raphael als Abschiedsszene deutet, in der die "Zartheit des Lebewohls" nicht gemimt oder dargestellt ist, sondern sozusagen "ist".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Was den Text äußerst lesenswert macht, sind ... die Klarsicht und und Genauigkeit, mit der Raphael die historiographischen Herausforderungen seines Unternehmens reflektiert. Wie soll man die Kunst aus einer unvordenklich fernen Vergangenheit deuten, aus der zwar vereinzelte archäologische Funde existieren, die aber jeder Überlieferung im Medium der Schrift zeitlich vorausgeht?« Peter Geimer, Frankfurter Allgemeine Zeitung







