Crispin Mohr muss weit fort, um seiner Vergangenheit zu entkommen. Er lässt Pappenheim hinter sich, die Mutter, seinen versehrten Vater, eine unglückliche Liebe, und meldet sich als einfacher Reitersoldat zu den sogenannten Schutztruppen in die Kolonie Deutsch-Südwest. Dem, was er sich erträumt, kommt er aber auch in der neuen Heimat in Afrika, Deutschlands fernster Ferne, nicht näher. Als er sich in Hulette verliebt, die Enkelin eines Stammesführers, die als Faustpfand eines trügerischen Scheinfriedens mit der Kolonialmacht zum Opfer politischer Interessen und rassistischer Gewaltfantasien wird, entscheidet er sich für sein Schicksal: für eine Liebe, die keine Zukunft hat.Es ist ein finsteres Kapitel deutscher Geschichte, das Ludwig Fels hier aufschlägt und aus dem er eine Geschichte von biblischer Wucht erzählt. Die Hottentottenwerft ist ein Roman über Sehnsucht und Stolz, über den Lebenshunger eines jungen Mannes, der bis zu seinem Untergang an einem Traum festhält, welcher ihn zwischen die Fronten von Leben und Tod geraten lässt. Schmerzlich-schön, schonungslos hart und klar, mit dem glühend-visionären Pathos eines Trauer- und Freudengesangs.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Zu einem eindeutigen Urteil über Ludwig Fels' ersten Roman "Die Hottentottenwerft" kann sich Rezensent Burkhard Müller nicht durchringen. Zwar entdeckt der Kritiker in dieser Erzählung über die kurze, aber gewalttätige deutsche Kolonialgeschichte einige lebendig und interessant geschilderte Figuren, die den Widerspruch zwischen zivilisatorischer Mission und Barbarei gelungen vor Augen führen. Leider muss der Rezensent aber auch feststellen, dass der österreichische Lyriker sich zum Ende seines Romans mit der Handlung übernimmt: Der Versuch, die grausame Geschichte mit Phantasmen a la Karl May zu verbinden, geht leider schief, schließt Müller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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