Vera ist eine junge Mutter, die durch den Krieg ihren Mann verloren hat. Die Nachkriegsjahre erweisen sich, wie für viele andere auch, als schwierig. Sie lebt in einfachen Verhältnissen, wohnt über der Wäscherei, in der sie halbtags arbeitet und erzieht ihren Jungen mit all ihren Möglichkeiten.
Durch einen Zufall lernt sie den Verwaltungsbeamten Eberhard kennen und verliebt sich in ihn. Die Heirat…mehrVera ist eine junge Mutter, die durch den Krieg ihren Mann verloren hat. Die Nachkriegsjahre erweisen sich, wie für viele andere auch, als schwierig. Sie lebt in einfachen Verhältnissen, wohnt über der Wäscherei, in der sie halbtags arbeitet und erzieht ihren Jungen mit all ihren Möglichkeiten. Durch einen Zufall lernt sie den Verwaltungsbeamten Eberhard kennen und verliebt sich in ihn. Die Heirat mit ihm verhilft ihr zum gesellschaftlichen Aufstieg.
Sie genießt ihre neue Rolle. Die Zeit des Verzichts ist vorbei. Es ist genug Geld vorhanden, um das Leben schön zu gestalten. Auch ihr gesellschaftliches Ansehen ist natürlich gestiegen. Eberhard klettert stetig auf der Karriereleiter und landet irgendwann im Direktorium. Für die Menschen ist sie die Gattin des hohen Beamten und gleichermaßen begegnen sie ihr: voller Respekt, mit gebührlichem Abstand.
Die Jahre vergehen und Vera sieht sich in ihren Wünschen erfüllt. Ihr Junge besucht die höhere Schule, studiert und macht einen entsprechenden Abschluss. Sie selbst fährt ein teures Auto, genießt Ausflüge und Reisen, kleidet sich stilvoll, zeigt sich auf Empfängen und Anlässen als lobenswerte Ehefrau. Natürlich weiß sie, dass sie Eberhard dies zu verdanken hat. Doch irgendwann kommt die Frage nach Eberhards Vergangenheit auf. Welche Schuld hat er während des Krieges auf sich geladen? Das zu hinterfragen bleibt für Vera eine Frage des Gewissens...
Zu Beginn hatte ich mir etwas anderes von diesem Buch erwartet. Ich ging davon aus, dass es deutlich mehr um Eberhards Vergangenheit und seine Stellung im Krieg gehen würde. Stattdessen taucht der Leser in das Leben, den Alltag von Vera und ihren Gedanken ein. Man begleitet sie über die Jahre und merkt rasch, wohin sich die Wertigkeiten dieser jungen Frau ab ihrer Hochzeit verschoben. Sie selbst bezeichnet Eberhard als "glückliche Fügung", sie liebt den neuen Lebensstil, nimmt ihre Rolle als perfekte Ehefrau gelungen wahr. "Die Etikette muss stimmen...", das zeigt sie mit ihren Kleidern, ihrem Auftreten, ihrem Handeln. Positiv anzumerken ist jedoch, dass sie Eberhard tatsächlich liebte, auch wenn über die Jahre hinweg die gesellschaftlichen Verpflichtungen häufig an vorderster Reihe kamen. Sie war sich ihrer Stellung sehr bewusst, ebenso der Verantwortung die damit einherging. Alles musste funktionieren.
Wahrscheinlich lassen sich damit auch der Buchtitel sowie Veras Leben am besten beschreiben. Gefühle und Emotionen blieben im Hintergrund. Der Alltag und die gesellschaftliche Stellung brachten feste Regeln mit sich. Doch für mich scheint es so, als hätte sich Vera wunderbar damit arrangiert. Das beweist sich auch am Ende des Buches.
Zugegeben, der Schreibstil erfordert an manchen Stellen viel Aufmerksamkeit. Doch es lohnt sich tatsächlich dranzubleiben, um in Veras Leben einzutauchen. Wahrscheinlich steht sie für nicht wenige Frauen der Nachkriegszeit, die sich nach einem besseren Leben und gesicherten Umständen gesehnt haben und bereit waren, dafür einen gewissen Preis zu zahlen. In meinen Augen absolut nichts Verwerfliches, da ich nicht wirklich das Gefühl hatte, das Vera etwas vermisste. Und schließlich entscheidet jeder selbst, welchen Weg er in seinem Leben gehen möchte.