Stimmungsvolles, dramaturgisches Bild über das Fin-de-Siècle, in welchem der Geldadel gnadenlos regierte.
Das vergessene Buch – darum kümmert sich dieser Verlag mit vollstem Engagement, und brachte den erstmals 1919 erschienenen, und in Vergessenheit geratenen Roman, neu heraus.
Karlweis
beschreibt darin die dekadente Lebensweise zur Jahrhundertwende, wozu der Geldadel alles fähig war und…mehrStimmungsvolles, dramaturgisches Bild über das Fin-de-Siècle, in welchem der Geldadel gnadenlos regierte.
Das vergessene Buch – darum kümmert sich dieser Verlag mit vollstem Engagement, und brachte den erstmals 1919 erschienenen, und in Vergessenheit geratenen Roman, neu heraus.
Karlweis beschreibt darin die dekadente Lebensweise zur Jahrhundertwende, wozu der Geldadel alles fähig war und anrichten konnte. Dem gegenüber steht die arme Bevölkerung, die nur „geduldete“ Erfüllungshilfe“ für die Reichen ist. Karlweis versucht zu polarisieren zwischen den macht-strotzenden Männern, denen jedes Mittel zum Erfolg recht ist und den Frauen, die zwar ein selbstbestimmtes Leben führen möchten, aber immer in der Abhängigkeit dieser Männer gefangen bleiben.
Diana wird als Junge erzogen. Ihr Vormund hatte von Anfang Pläne für sie und benutzte sie dazu schamlos. Sie soll später dessen Sohn Stephan Lantin ehelichen.
S. 11: „Sie wusste nichts von ihrem Geschlecht. Mit dreizehn Jahren weinte sie sehr, weil ihr Wunsch, Marineoffizier zu werden, Widerspruch und Gelächter hervorrief.“
Die Ehe scheiterte sehr bald, denn Stephan unterhielt eine Affäre vor und während der Ehe mit seiner Stiefschwester Isabella. Sie war damals gleichzeitig einer der besten Freundinnen Dianas. Isabella taucht während des Romans immer wieder an der Seite von Börsenspekulanten auf und versucht ihren Teil des Kuchens zu erhaschen. Stephan selbst macht eine beachtliche Karriere vom Diplomaten in Südamerika und China zu einen der reichsten Männern an der Börse. Er kennt keine Skrupel, und nützt seinen Reichtum schamlos aus, um ihm und seiner Macht verfallene junge Frauen in Elend und Tod zu stürzen.
Diana selbst flüchtet aus der Ehe auf eine kroatische Insel, die ihrem Vater gehörte. Sie schafft es mit Ehrgeiz, Fleiß und den nötigen Investoren (hier schließt sich letztendlich der Kreis), die Insel zu einem Paradies umzugestalten um wiederum reiche Gäste anzulocken. Trockenlegungen der Sümpfe, sowie die Ausrottung der Malaria sind die größten Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Diana ist gutmütig und hilfsbereit, versucht den Fischern und Arbeitern auf der Insel angenehme Wohnverhältnisse zu schaffen.
Der Esprit des Fin-de-Siècle treibt die Leserschaft durch die Seiten, immer vor Auge haltend die Suche nach dem eigenen Platz im großen Rad der Macht versus der Abhängigkeit von den Mächtigen. Diana scheint mehr als einmal an der Welt des Adels zu zerbrechen, sieht darin eine gewisse Sinnlosigkeit und muss feststellen, wie sehr die Frauen nur Marionetten in der Welt der Männer sind. Letztendlich unterscheidet Karlweis in den Geschlechtern, wie sich das Leiden abspielt.
Es ist ein sehr intensiver Roman, dicht gepackt mit den Erlebnissen und Emotionen der Protagonist*innen. Es bedarf der Ruhe und Muse für diese Lektüre, nicht zuletzt auch wegen des ausschweifenden, für uns antiquierten und manchmal umständlich anmutenden Sprachstils, der vor hundert Jahren natürlich seine volle Berechtigung hatte.
Ausführliche Anmerkungen über die Autorin und das Werk von Johann Sonnleitner runden das Buch, welches auch große optische und haptische Vorzüge aufweist, ab. Daher: Große Leseempfehlung für diesen Debütroman von Marta Karlweis.