Marktplatzangebote
20 Angebote ab € 1,43 €
  • Gebundenes Buch

Als die Mutter ihr die Gebrauchsanweisung gibt, ist es schon lange passiert. Zehn Jahre später berichtet die Tochter ihrer Mutter, wie sie ihre Unschuld verlor - an einem heißen Sommernachmittag, vor den großen Ferien, die Mutter war in der Redaktion, der Vater auf Reisen, und der Nachbar, der amerikanische Kammersänger Mr. Waterhouse, wollte mit ihr, der damals Vierzehnjährigen, ein Lied einstudieren. Dass "Wasserhäuschen", wie die beiden ihn liebevoll nannten, auch der Liebhaber der Mutter ist, dass die Mutter einen ganzen Sommer lang von ihrer Tochter betrogen wurde, das enthüllt diese ihr…mehr

Produktbeschreibung
Als die Mutter ihr die Gebrauchsanweisung gibt, ist es schon lange passiert. Zehn Jahre später berichtet die Tochter ihrer Mutter, wie sie ihre Unschuld verlor - an einem heißen Sommernachmittag, vor den großen Ferien, die Mutter war in der Redaktion, der Vater auf Reisen, und der Nachbar, der amerikanische Kammersänger Mr. Waterhouse, wollte mit ihr, der damals Vierzehnjährigen, ein Lied einstudieren. Dass "Wasserhäuschen", wie die beiden ihn liebevoll nannten, auch der Liebhaber der Mutter ist, dass die Mutter einen ganzen Sommer lang von ihrer Tochter betrogen wurde, das enthüllt diese ihr im Laufe der Erzählung allmählich, voll grausamer Zärtlichkeit, und genüsslich wirft sie einen gnadenlosen Blick zurück auf die banalen Details dieses erwarteten Ereignisses: der Likörfleck auf dem Teppich, die zwei Handtücher, die Haarsträhne über der Glatze ihres ersten Liebhabers, das flache Schächtelchen in seiner Hand ...

Diese brillant erzählte Mutter-Tochter-Geschichte eröffnet den neuen Band mit Erzählungen Alissa Walsers wie ein Pendant zur Vater-Tochter-Geschichte "Geschenkt", für die sie 1992 den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt.
Geschichten wie die Geschichte, scheinbar hinter uns, tief wie der Schlaf der Konvention, aus und vorbei zwar - aber die Ausnüchterung bleibt dem Individuum überlassen. In diesem Zwischenraum von Exzess und Nüchternheit entstehen die Weltbilder der Figuren Alissa Walsers.
Autorenporträt
Alissa Walser, geboren 1961, studierte in New York und Wien Malerei. Seit 1987 lebt sie als Übersetzerin und Malerin in Frankfurt am Main. Für ihre Erzählung "Geschenkt" wurden ihr 1992 der Ingeborg-Bachmann-Preis und der Bettina-von-Arnim-Preis verliehen. Als Übersetzerin hat Alissa Walser die Tagebücher von Sylvia Plath sowie Theaterstücke u. a. von Joyce Carol Oates, Edward Albee, Marsha Norman und Christopher Hampton ins Deutsche übertragen. 2009 erhielt sie für Ihre Übersetzung der Gedichte Sylvia Plaths den Paul-Scheerbart-Preis. Ihre eigenen Erzählungen wurden in englischer Übersetzung u.a. in literarischen Zeitungen wie Open City und Grand Street veröffentlicht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hedwig Appelt hat durchaus noch Mitleid, wenn sie Alissa Walsers Erzählungen verreißt. Den Texten sei anzumerken, dass ihre Autorin viel Arbeit hineingesteckt habe, aber hier liegt schon ein gewaltiges Manko, wie die Rezensentin findet. Denn den Erzählungen sei der Drang anzumerken, "zu metaphorisieren, zu symbolisieren und assoziieren", was den dargestellten Figuren jede Lebendigkeit nehme. Die erzählten Geschichten - "so bekannt und lästig wie die Erinnerungen an die eigene Spätpubertät" - schreckten auch vor Klischees nicht zurück. Sie hätten unfreiwilliges Pathos und bemühten Bilder und Vergleiche, die nur allzuhäufig "schief" seien. Und so fällt die Rezensentin am Schluß das harte Urteil, dass die Erzählungen der "kleineren Hälfte der Welt", die Literatur heiße, nicht zuzurechnen sei.

© Perlentaucher Medien GmbH