Die Kultur, nicht politische oder ökonomische Strukturen, unterscheiden die Stadt vom Land. Nach Georg Simmel ist es etwa das "Geistesleben", das die Metropole zu einem besonderen Ort macht. An diesen Gedanken knüpft Walter Siebel an. Heute, so seine zentrale These, charakterisieren zwei Merkmale die urbane Lebensweise: die Entlastung von notwendigen Arbeiten und die ständige Begegnung mit Fremden. In seiner historisch und theoretisch umfassenden Monographie entwirft Siebel ein detailliertes Bild dieser Kultur der Stadt, zeichnet ihre ambivalenten Entwicklungen nach und begründet daraus die Renaissance der Stadt und ihre kulturelle Produktivität.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Michael Mönninger kann nur Oldenburger Puppenstube entdecken im Buch des Soziologen Walter Siebel. Dass Siebel herkömmliche Definitionen von Stadt für überholt hält, kann der Rezensent noch nachvollziehen. Schwieriger wird es, wenn der Autor alte migrationstheroretische Prämissen neu aufwärmt und statt kompakter Analyse episch ausufernde Stadt- und Gesellschaftslehre abliefert, ohne wichtige Publikationen zum Thema auch nur zu erwähnen. Vor allem stört sich Mönninger an Siebels moralisierender, heilsgeschichtlich aufgeladener Geschichtsauffassung und seiner eher altbackenen Argumentationslogik nach dem Motto: Früher war alles besser. Derart trübe scheint dem Rezensenten das urbane Leben längst nicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Hurra, die Stadtsoziologie und die Kulturwissenschaften haben eine neue Bibel!« kulturthemen.de 20151113







