Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 8,00 €
  • Broschiertes Buch

Daß Abdankung, der freiwillige Verzicht auf die Macht, zum schwierigsten zählt, zeigt der tägliche Blick in die Zeitung. Was daher in Geschichte und Politik die Ausnahme ist, wird bereitwillig als Legende, als Erfindung hingestellt: Die seltene Kunst der Abdankung steht daher meistens zwischen Realität und Fiktion - prominent bei Karl dem Fünften, aber auch schon bei Diogenes und Alexander, in der Papstgeschichte und auf dem (Musik-)Theater, in der Philosophie bei Meister Eckart und besonders bei Arthur Schopenhauer. Shakespeare zeigt das Scheitern und das märchenhafte Gelingen des…mehr

Produktbeschreibung
Daß Abdankung, der freiwillige Verzicht auf die Macht, zum schwierigsten zählt, zeigt der tägliche Blick in die Zeitung. Was daher in Geschichte und Politik die Ausnahme ist, wird bereitwillig als Legende, als Erfindung hingestellt: Die seltene Kunst der Abdankung steht daher meistens zwischen Realität und Fiktion - prominent bei Karl dem Fünften, aber auch schon bei Diogenes und Alexander, in der Papstgeschichte und auf dem (Musik-)Theater, in der Philosophie bei Meister Eckart und besonders bei Arthur Schopenhauer. Shakespeare zeigt das Scheitern und das märchenhafte Gelingen des Machtvakuums, bei Schiller gibt es dagegen nur den Sieg oder die Niederlage, aber keine Abdankung von der Macht.

Es sind im frühen 20. Jahrhundert vor allem die Ränder der europäischen Kultur, die die Last der Macht als Lust und List des Verzichts erfahren, Fernando Pessoa in Portugal, Jorge Luis Borges in Argentinien, Gustav Mahler und Hugo von Hofmannsthal in Wien. Bis hin zu den utopischen Entwürfen von Ingeborg Bachmann oder Albert Camus erscheint die Kunst der Abdankung als Asyl, als alternative Aufgabe, die weniger Ausnahme als Regel sein könnte.
Autorenporträt
Mathias Mayer ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die These des Bandes umreißt Friedmann Harzer als die Vorstellung von der Abdankung als einer "Suspendierung der Geschichte ... die in utopischen Gegenentwürfen eine Aufhebung der gestundeten Zeit bewirkt". Wie sehr solch "freiwillige Resignation" an die Kunst gebunden ist und wie wenig sie dagegen Bestandteil der Realgeschichte werden kann, hat ihm der Autor am Beispiel der Abdankung Karls V. bzw. an modernen Autoren von Bachmann bis Pessoa und an einigen Dramen Shakespeares plausibel machen können. Eine bestechende Kulturgeschichte der Resignation, lautet Harzers Urteil, wenn ihm Brahms und Mahler und ein Kapitel über Schiller auch ein wenig fehl am Platz erscheinen.

© Perlentaucher Medien GmbH