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Seit Jahrhunderten träumen wir von selbstbestimmter Arbeit. Nun wird der Traum Wirklichkeit. Und entpuppt sich als Alptraum.
Jeder von uns kennt das: Wir machen Überstunden, ohne sie aufzuschreiben, buchen für das letzte freie Wochenende eine Fortbildung und kommen zur Not auch am Samstag in die Firma. Wir alle arbeiten viel und gern, doch manchmal beschleicht uns ein furchtbarer Verdacht: Was ist, wenn wir vor lauter Arbeit unser Leben verpassen? Was, wenn der Traum von selbstbestimmter, interessanter Arbeit zum Alptraum wird?
Dieses Buch beschreibt die neue Arbeitswelt, die sich in den
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Produktbeschreibung
Seit Jahrhunderten träumen wir von selbstbestimmter Arbeit. Nun wird der Traum Wirklichkeit. Und entpuppt sich als Alptraum.

Jeder von uns kennt das: Wir machen Überstunden, ohne sie aufzuschreiben, buchen für das letzte freie Wochenende eine Fortbildung und kommen zur Not auch am Samstag in die Firma. Wir alle arbeiten viel und gern, doch manchmal beschleicht uns ein furchtbarer Verdacht: Was ist, wenn wir vor lauter Arbeit unser Leben verpassen? Was, wenn der Traum von selbstbestimmter, interessanter Arbeit zum Alptraum wird?

Dieses Buch beschreibt die neue Arbeitswelt, die sich in den letzten Jahren allmählich, aber nachhaltig etabliert hat. Wir können immer schlechter zwischen Freizeit und Job unterscheiden, sind dank Handy und Computer rund um die Uhr erreichbar, und unser soziales Leben findet weitgehend in der Firma statt. Wann, wo und wie wir arbeiten, dürfen wir zunehmend selbst entscheiden. Doch hinter dieser neuen Freiheit steht oft ein einziger Befehl: "Macht, was ihr wollt. Aber seid profitabel." Und so geben wir Tag für Tag das Letzte, arbeiten bis zum Burn-out. Wir lassen uns nicht länger vom Vorgesetzten ausbeuten; wir übernehmen diesen Job gleich selbst. Sogar ein Spaziergang ist kein Spaziergang mehr, sondern aktive Regeneration. Denn mit unserer Arbeitsweise hat sich auch unsere Art zu leben radikal verändert. Jakob Schrenk zeigt klug, pointiert und unterhaltsam, wie uns die neue Arbeitswelt formt. Er eröffnet mit seinem Buch eine Debatte, die es jetzt zu führen gilt.
Autorenporträt
Jakob Schrenk, geboren 1977, ist Redakteur bei "NEON".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Überleben ist etwas weniger als leben
Jakob Schrenk schwört auf den neuen Künstler der Arbeit / Von Eberhard Rathgeb

Forscher der Universität Göttingen, die offensichtlich zu wenig Sex haben, stürzten sich in die Arbeit und haben herausgefunden, dass Menschen, die zu wenig Sex haben, sich in die Arbeit stürzen - was aber die fatale Folge habe, dass diese Menschen noch weniger Sex machten (und sich also noch mehr in die Arbeit stürzten). Wer nur einmal in der Woche Sex hat, ist für den Arbeitsmarkt gleichsam überreif wie eine Pflaume, die allein vom Baum ins Gras fällt. Wer keinen Sex hat und auch keine Arbeit - der kann noch tiefer fallen, als Pflaumen gemeinhin fallen. Er schreitet dann eines Tages mit den hämmernden Riesenschritten der rundum Unbefriedigten zu anderen Taten. Einerseits.

Andererseits behaupten Leute, darunter Jakob Schrenk, dass viele Menschen zu viel arbeiten, dass der moderne Kapitalismus aus vielen Menschen Privatunternehmer gemacht habe, die sich rund um die Uhr von der Arbeit, welche immer mehr von ihnen will, vollständig auffressen lassen, nur weil sie immer auf dem Laufenden, nur weil sie immer dabei sein, nur (was heißt hier schon nur?) weil sie die Arbeit auf keinen Fall verlieren wollen.

Schrenk führt Beispiele aus der Zone der bekannten Beispiele an, zum Beispiel Leute, die zigmal in der Woche irgendwo hinfliegen, um irgendwelche Jobs zu machen, oder Leute, die Hunderte von Kilometern mit dem Auto fahren, um bei irgendeiner Handarbeitstätigkeit zu landen, Frau und Kinder für eine Arbeitswoche weit hinter sich lassend. Das ist alles verrückt, völlig verrückt, so wie es völlig verrückt ist, dass man sich hierzulande besinnungslos mit Billigprodukten eindeckt und es einem dabei egal ist, wo und wie die hergestellt wurden. Das geht heute bei den meisten einfach so durch: haben, haben, haben. Und, Leute, wo bleibt da das Sein? Schrenk fordert am Ende seines Buches den neuen Künstler der Arbeit beziehungsweise der Selbstausbeutung, wie er diese Leute nennt (alles ist immer gleich eine Kunst, jeder ist immer gleich ein Künstler, meine Güte), dazu auf, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln, um seiner Freiheit, sich überall und immer zu verkaufen, auch einmal Einhalt zu gebieten. Er sagt aber nicht: Macht mehr Sex, geht mehr miteinander in die Betten. Göttinger Forscher sind eben das eine, Jakob Schrenk ein anderer. Mit Sex lässt sich nicht alles lösen, wenn auch guter Sex gut ist, sehr guter Sex sehr gut und so kamasutrisch weiter. Doch irgendwann muss man auch mal wieder raus und Brot einkaufen gehen, und dann sieht man mit großen Augen, dass im Portemonnaie nichts drin ist. Man kennt das Problem. Sein, sein, sein. Und, Mensch, wo bleibt das Haben?

Wir arbeiten, schreibt Schrenk, häufig nicht mehr nach einem Stundenplan (oder mit Stechuhr), sondern einfach vierundzwanzig Stunden lang (da braucht man keine Stechuhr). Wir werden häufig nicht mehr von anderen, sondern nur von uns selbst ausgebeutet (wir sind der andere). Wir brauchen keine Gewerkschaften mehr (für die 30-Stunden-Woche), wir bevorzugen stille Oasen und kundige Hände für eine effektive Erholung vom Stress. Wir rennen nicht mehr Arbeitskampfparolen hinterher (Nieder mit dem Kapital), sondern motivieren uns selbst bis zur Bewusstlosigkeit (Nie wieder Schlaf).

Wir haben uns diese Arbeitsschlinge selbst um den Hals gelegt, weil wir keine Alternative zum Überleben auf dem freien Markt sehen. Schrenk wenigstens sieht keine. Aussteigen in ein Ökodorf kommt bei ihm nicht vor. Er meint, wir sollten ab und an einfach mal runterfahren. Das reiche schon. Manche Leute, die Gedanken, welche auf der Straße liegen, ausbeuten, um sich selbst auf die Sprünge zu helfen, nennen dieses temporäre Abbremsen Lebenskunst (mitten im Kapitalismus).

Vom Konsumwahnsinn redet Schrenk nicht. Die Vertreter der Wirtschaft finden den Konsumrausch völlig in Ordnung, so wie die Vertreter der Sexindustrie den Triebrausch völlig in Ordnung finden. Ob ein Konsumrauschkater einen Selbstausbeuter von seiner Selbstausbeutung erlösen kann? Diese Frage stellt Schrenk nicht. Wir werfen sie nur auf, mögen Göttinger Forscher sie zu beantworten versuchen. Haben Göttinger Forscher auch untersucht, ob guter Sex dazu führt, dass die sexuell Befriedigten weniger konsumieren? Führt guter Sex zum Zusammenbruch der freien Wirtschaft? Darüber erfahren wir in Schrenks Buch konsequenterweise ebenfalls nichts. Das sind auch Fragen aus den sechziger und siebziger Jahren, als die Nackten noch auffielen.

Die kleinen historischen Ausflüge (zum Zeitempfinden zum Beispiel) mag Schrenk für jene geschrieben haben, die vor lauter Arbeit (Werbekampagnen entwickeln, Bilanz prüfen und dergleichen) nicht dazu kommen, Bücher zu lesen, welche nicht dem eigenen Fortkommen dienen. Lesen Selbstausbeuter Naomi Kleins dicke Antiglobalisierungsbücher? Sicherlich nicht.

Was bleibt nach Schrenk? Für einige bleibt das: während der Kunst der Selbstausbeutung die Kunst der Selbsttherapie üben. Für andere, darunter all jene, die keine Wahl haben, bleibt nichts außer: weitermachen. Geschrieben ist das Buch in einer Sprache, die man heute vielleicht freundlich und aufgeweckt nennen würde - so freundlich und aufgeweckt, wie junge Leute heute sein müssen, wenn sie sich für eine Stelle, für eine Arbeit bewerben, bei der es nicht auf sie ankommt.

Jakob Schrenk: "Die Kunst der Selbstausbeutung". Wie wir vor lauter Arbeit unser Leben verpassen. Dumont Verlag, Köln 2007. 224 S., Abb., geb., 16,90 [Euro].

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"Bemerkenswert." -- STERN

"Der Soziologe will seine Leser zum Nachdenken anregen, ob sie bei der 'totalen Verherrlichung der Arbeit' mitmachen wollen. Es ist eine wichtige Frage, die jeder Arbeitskünstler nur alleine beantworten kann." -- BERLINER ZEITUNG

"Eine kluge Analyse der schönen neuen Arbeitswelt." -- EMOTION

"'Die Kunst der Selbstausbeutung. Wie wir vor lauter Arbeit unser Leben verpassen' stellt auf ironisch-unterhaltsame Art die Frage, ob sich der ganze Stress lohnt und wie Alternativen aussehen könnten." -- FREUNDIN

"Seine [...] flüssig beschriebenen Theorien weiß Schrenk mit eindrücklichen Beispielen zu verdeutlichen." -- EßLINGER ZEITUNG

"Lesenswertes Buch zur neuen Arbeitswelt." -- NEUES DEUTSCHLAND

"Klug; pointiert und unterhaltsam. [...] Er eröffnet mit seinem Buch eine Debatte, die es jetzt zu führen gilt." -- GOOD LIFE