Mörderische Vergangenheit -
Commissaria Roberta Casanova hat einen neuen Fall. Auf einem Campingplatz in Locarno wurde ein Toter in seinem Wohnmobil gefunden. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Mann an einer Vergiftung durch Knollenblätterpilze starb und es sich um Mord handelt. Doch
schnell ist Roberta den Fall wieder los, denn der Tote ist nicht, wie vermutet, ein französischer…mehrMörderische Vergangenheit -
Commissaria Roberta Casanova hat einen neuen Fall. Auf einem Campingplatz in Locarno wurde ein Toter in seinem Wohnmobil gefunden. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Mann an einer Vergiftung durch Knollenblätterpilze starb und es sich um Mord handelt. Doch schnell ist Roberta den Fall wieder los, denn der Tote ist nicht, wie vermutet, ein französischer Tourist, sondern ihr Onkel Valerio Banfi. Der Commissaria war die Existenz eines Bruders ihrer Mutter nicht bekannt. Seine Familie hatte ihn verstoßen, nachdem er sich vor 40 Jahren den „Roten Brigaden“, einer italienischen Terrororganisation, angeschlossen hatte. Da die Commissaria wegen Befangenheit hier nicht tätig werden darf, setzt ihr Chef sie auf den Cold Case Leutenegger an, einen Fall, den sie seinerzeit nicht lösen konnte. Mit dem Mord an Robertas Onkel bekommt die gerade beförderte Ispettrice Marta Ravelli ihre erste eigene Ermittlung.
Im dritten Fall der Lago Maggiore-Krimi-Reihe von Annemarie Regez ermittelt Ispettrice Ravelli zum ersten Mal in eigener Regie, während sich Commissaria Casanova mit ihrem ungelösten Mordfall aus Band eins konfrontiert sieht. Trotzdem lässt sich Teil drei „Tod im Camper“ ohne Vorkenntnisse lesen.
Erfreut über das Vertrauen ihres Chefs, stürzt sich Marta hoch motiviert in die neuen Ermittlungen und unterdrückt ihre leichten Selbstzweifel. Roberta fällt es dagegen schwer, sich erneut mit dem Mord an Jacques Leutenegger auseinanderzusetzen. Offensichtlich schreckt sie den Täter durch die Neuaufnahme des Falls auf, den sie erhält zeitnah Drohbriefe, die in einem Giftanschlag auf ihre Frau und ihre Tochter gipfeln. Die Ermittlungen erweisen sich in beiden Fällen als fordernd. Während Marta u.a. bei der Verfolgung eines Tatverdächtigen beinahe ertrinkt und die Dienste einer Wahrsagerin in Anspruch nehmen muss, gelingt es der Commissaria einen neuen perfiden Mordanschlag im Zuge ihrer Ermittlungen zu verhindern. In beiden Fällen wird auch der sympathische, wegen seiner fehlenden Ambitionen chronisch unterschätzte, Agente Francesco Chiesa tätig. Und zumindest für Roberta erweist sich diese Zusammenarbeit als sehr hilfreich.
Annemarie Regez schreibt flüssig und bildhaft. Ihre Charaktere sind überzeugend und wirken authentisch. Sie schildert das Ambiente detailliert und lässt uns hautnah an den Gedanken und Schlussfolgerungen ihrer Ermittler teilhaben. Und nicht nur an deren. Einige Passagen des Buchs schildert die Autorin aus der Perspektive der schuldigen Person im Mordfall Leutenegger, die sich mit Hybris, Psychopathen und dem zugehörigen Themenbereich intensiv beschäftigt. Durch diesen Kunstgriff bekommt der Leser spannende Einblicke in die verstörende Gedankenwelt dieses Menschen.
Die Autorin hat erneut einen packenden Krimi vor der attraktiven Kulisse des Lago Maggiore geschrieben. Nicht nur die Ermittlungen, auch die für den Fall erforderlichen Hintergrundinformationen empfand ich als sehr aufschlussreich. So war mir bspw. nicht bekannt, dass Mitterrands Frankreich den roten Brigadisten Asyl gewährte.
Der aktuelle Fall bietet erneut fesselnde Unterhaltung mit Verwicklungen und Wendungen. Am Ende löst Marta ihren ersten Fall mit Bravour, während Roberta im Cold Case die Zusammenhänge aufdecken kann, ihr aber Beweise für eine Verhaftung (noch?) fehlen. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung, in der es Roberta, Marta und Francesco gelingt, den Fall Leutenegger erfolgreich abzuschließen. Genauso wie es dem Agente der Polizia Comunale von Locarno endlich glückt, den Dieb von Hundemäntelchen (!) zu fassen.
4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.