Berlin, Spätsommer 1944: Heinz Hoffmann lebt seit elf Jahren als »verbotener Autor« in der inneren Emigration, als ein Luftangriff seine Wohnung zerstört und er Zuflucht bei seiner ehemaligen Geliebten Erika Harms suchen muss. Die UFA-Mitarbeiterin bringt ihn ins Spiel, als händeringend ein Ghostwriter für das Drehbuch eines vom NS-Propagandaministerium dringlichst angeforderten »Durchhaltefilms« gesucht wird. Durch Widrigkeiten und staatliche Repressalien mürbe geworden, lässt Heinz sich schließlich darauf ein... Als die Filmproduktion dauerhafter Bombardierungen wegen von Babelsberg aufs Land verlegtwird, finden sich auch Heinz und Erika unter denGlücklichen, die mitreisen dürfen. Und während in ihrem Potemkinschen Dorf bald niemand mehr weiß, ob ihr Tun angesichts der auch hier nahenden Alliierten noch zielführend ist, ringt Heinz Hoffmann mit seinem Gewissen: Wie sehr ist er um des Überlebens willen ein Teil des national-sozialistischen Systems geworden? Mitreißend und in grandios-atmosphärischen Zeichnungen erzählt e.o.plauen-Preisträgerin Isabel Kreitz angelehnt an die Biografien Erich Kästners und weiterer Kulturschaffender eine Geschichte über Künstler:innen in der Diktatur, innere Emigration und den letzten Film des »Dritten Reichs«.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Kritiker Christoph Haas befasst sich mit zwei Graphic Novels von Paco Roca und Isabel Kreitz, die vom "Zeitalter der Extreme" im 20. Jahrhundert handeln, aber auch einiges über unsere heutige Zeit wissen. Paco Roca erzählt vom spanischen Bürgerkrieg und vom Franquismus anhand seiner Protagonistin Josefa Celda, die 2013 nach über siebzig Jahren das Skelett ihres Vaters identifizieren konnte, weil ein Totengräber sich die Mühe gemacht hatte, jede Leiche mit Namen zu versehen, erfahren wir. Gestalterisch seien die Panels im Stil der "Ligne claire" angelegt, es gehe vor allem darum, in den Vor- und Rückblenden die Gefühle der Personen zu zeigen. Bei Isabel Kreitz geht es um die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs, so Haas, im Zentrum steht der verfemte Autor Heinz Hoffmann, Erich Kästner nachempfunden, der dank einer früheren Affäre anonym an einem Durchhaltefilm der Ufa mitarbeiten kann. Im naturalistischen, aber bisweilen etwas "rückwärtsgewandtem" Stil zeichne Kreitz eine Welt, in der sich jeder irgendwie so durchschlägt und in der die Absurdität der finalen Phase der Nazi-Herrschaft zum Ausdruck komme. Haas überzeugen besonders die lebendigen Dialoge, in denen die Nazis als ehrlos und niederträchtig erscheinen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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