Vor fünfzig Jahren wurde Pier Paolo Pasolini im römischen Ostia brutal ermordet. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt, und man spekulierte über seinen Tod mehr als über das, was er an unvergleichbaren Filmen, Büchern, Stücken, Zeichnungen, Pamphleten und Prophezeiungen hinterließ. Für Albert Ostermaier aber stehen, seit er selbst als Dichter zu schreiben begann, Pasolini und sein Werk gleich einem Fixstern über allem. Ihnen setzt er mit seinem Roman mit Pasolini nun ein leidenschaftliches Denkmal, indem er an Pasolinis Beschwörung der Poesie, an die nachgelassenen 112 Sonette, Hilfeschreie eines von seinem »Lebensmensch« Ninetto Davoli Verlassenen, anknüpft. Ostermaier bezieht sich dabei auf die zweisprachige Ausgabe der Sonette, Ein Unfall im Kosmos (2023 erschienen im Verlag Klaus Wagenbach), erstmals überhaupt ediert und übersetzt von Theresia Prammer. Gleich Pasolini geht Ostermaier dabei über die Grenzen - dem einen wie dem anderen ist alles Private politisch und alles Politische privat.
In seiner empathischen Anverwandlung der Sonette Pasolinis und auf den Spuren dessen rätselhafter Ermordung zieht Albert Ostermaier alle Sprachregister und erfährt so in einer schonungslosen autobiografischen Selbsterkundung über sich, was er ohne Pasolini nie erfahren hätte: Die Liebe geht weiter.
In seiner empathischen Anverwandlung der Sonette Pasolinis und auf den Spuren dessen rätselhafter Ermordung zieht Albert Ostermaier alle Sprachregister und erfährt so in einer schonungslosen autobiografischen Selbsterkundung über sich, was er ohne Pasolini nie erfahren hätte: Die Liebe geht weiter.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Andreas Rossmann gesteht Albert Ostermaier zu, in seinem Roman "mit" Pasolini erfolgreich "am Denkmal zu kratzen". Denn seine kreative Auseinandersetzung mit dem italienischen Künstler, die diverse Formate (Erinnerungen, Traumprotokolle, Bildanalysen...) und Perspektiven beherzt kombiniert, gehe zwar schon von einer Fan-Position oder zumindest einer großen Vertrautheit mit dem Werk aus, scheue sich aber nicht vor den unangenehmen Themen: die obsessive Neigung in Liebesbeziehung, die Widersprüchlichkeit seiner "radikalen Dissidenz" etwa als Kommunist und Katholik, die Zusammenarbeit mit den Nazis und letztlich die Frage danach, ob Pasolini nicht zumindest auch "Täter war". All dessen sei sich der Autor bewusst, und kommentiere auch die "Vermessenheit" des Projekts, mit Pasolini in eine Art Dialog treten zu wollen, selbstironisch, meint der Kritiker erleichtert. Aber, und das scheint Rossmann ein wenig schade zu finden, er lässt diese "strittigen" und spannenderen Themen in letzter Instanz doch ein bisschen unfertig stehen und endet dem Kritiker zu versöhnlich - für Ostermaier anscheinend doch lieber Terrasse mit Meerblick statt Weltrevolution, schließt der Kritiker mit Blick auf das Foto am Ende des Buchs etwas verstimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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