Mehrsprachigkeit ist, wie die Schriftstellerin Olga Grjasnowa zeigt, ein Phänomen mit erstaunlich vielen Facetten. Oft gilt sie nur als Kennzeichen guter oder gar elitärer Bildung, dabei ist sie für immer mehr Menschen und Familien hierzulande eine Selbstverständlichkeit. In jedem Fall handelt es sich um eine Fähigkeit, die etwas über die individuellen Biografien wie auch über die sich wandelnde Gesellschaft insgesamt erzählt. Wie ist es, zwischen zwei oder sogar drei Sprachen hin und her wechseln zu können? Warum wird Französisch als Zweitsprache mehr geachtet als Türkisch? Sollte Mehrsprachigkeit nicht generell viel mehr Wertschätzung erfahren und gezielt gefördert werden? Und sorgen die immer leistungsstärkeren Übersetzungsapps und Englisch als die neue Lingua franca womöglich dafür, dass wir uns jeweils mit nur noch einer Sprache begnügen? Grjasnowas faszinierender Text ist Ausdruck ihrer Überzeugung, dass Sprache und Identität eng zusammenhängen - und dass jede Sprache einenganz eigenen Zugang zur Welt eröffnet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Anna Schiller hätte sich etwas weniger politische Polemik gewünscht in Olga Grjasnowas Sachbuch über das Leben in Deutschland als "Nicht-Muttersprachler". Dass die Autorin den deutschen Monolingualismus bis zum Nationalsozialismus zurückverfolgt, wäre laut Schiller nicht nötig gewesen. Auch so bestechen die gesammelten Erfahrungen der Autorin mit Mehrsprachigkeit und Linguizismus und ihre Ausführungen zur imaginierten Gesellschaft nach Anderson. Die Lösungsvorschläge der Autorin findet Schiller dagegen banal.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Olga Grjasnowa ist das Beste, was unserer Literatur passieren konnte!" Denis Scheck Denis Scheck Denis Scheck







